Tod im Spital seit Jahren ungeklärt

Tod im Spital seit Jahren ungeklärt
Eine 23-Jährige starb nach einem Routineeingriff. Seit Jahren warten ihre Eltern auf Erklärungen und ein Wort des Bedauerns.

Es ist ihr unbeschwertes Lachen, das beim Betrachten der Fotos von Kirstin Rehberger sofort ins Auge fällt. Ob im Urlaub oder im Kreis ihrer Freundinnen, auf allen Fotos wird die Lebensfreude der jungen Frau spürbar. Warum sie vor dreieinhalb Jahren nach einem Routineeingriff gestorben ist, stellt ihre Eltern und die Justiz vor ein Rätsel.

Im Herbst 2008 beendete Kirstin Rehberger ihr Studium an der Wirtschaftsuni Wien. Vor dem Einstieg ins Berufsleben wollte sich die damals 23-Jährige noch ihre Senkfüße korrigieren lassen. Ein Routineeingriff, wie es hieß. "Sie wollte diese Operation unbedingt, da sie unter starken Schmerzen litt", erzählt ihr Vater, Hans-Jürgen Rehberger. "Hätten wir das damals nur verhindert", fügt er mit leiser Stimme hinzu.

Im November 2008 wurde Kirstin Rehberger im Krankenhaus Göttlicher Heiland schließlich operiert. Der Eingriff verlief reibungslos. Doch bereits im Aufwachraum klagte die junge Frau über starke Schmerzen. Sie bekam Schmerzmittel. Doch auch nach ihrer Verlegung auf die Krankenstation wollten die Schmerzen nicht aufhören. Abermals wurden ihr – diesmal vom Turnusarzt – Schmerzmittel verabreicht. Stunden später war Kirstin Rehberger tot. Laut zweier Gutachten wurden zu viele Schmerzmittel verabreicht. Vorerkrankungen hatte die junge Frau nicht.

Prozess

Bis heute haben die Eltern von Kirstin keine Erklärung, warum ihre Tochter gestorben ist. Auch auf eine Entschuldigung des Spitals warteten sie bisher vergeblich. "Alle Gutachten werden vom Göttlichen Heiland angezweifelt und neue Gutachten bestellt. Wir prozessieren nun seit dreieinhalb Jahren", sagt Sebastian Lesigang, der Anwalt der Familie. Wird das Verfahren bewusst verschleppt? "Üblich ist so eine Verzögerung nicht."

Fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen wirft der Staatsanwalt zwei behandelnden Ärzten und dem Spital vor. Die Patientin habe nicht nur zu viel Schmerzmittel bekommen, sondern sei auch mangelhaft überwacht worden. Im Fall einer Verurteilung drohen den Ärzten bis zu drei Jahre Haft. Pikant: Der ärztliche Leiter des Spitals, dem die Anklage vorwirft, die postoperative Schmerztherapie nicht unter ärztliche Aufsicht gestellt zu haben, kandidiert als Präsident der Ärztekammer.

Ein Ende des Verfahrens ist nicht in Sicht. Nach Ostern soll ein toxikologisches Gutachten vorliegen. Ob dieses unangefochten hingenommen wird, bezweifelt Lesigang: "Ich rechne damit, dass das Spital weitere Gutachten anfordert." Verhandelt wird voraussichtlich im Herbst 2012 – vier Jahre nach dem Tod von Kirstin Rehberger.

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