Tod bei Fahrstunde: 14-Jährige verurteilt

Tod bei Fahrstunde: 14-Jährige verurteilt
Ein 18-Jähriger wollte seiner Freundin Autofahren beibringen. Sie überrollte ihn. Sein Vater verzieh dem Mädchen vor Gericht.

Als Filmstoff wäre die Geschichte zu bizarr. "Muss der Regisseur so auf die Tränendrüse drücken und das auch noch zu Weihnachten spielen lassen?", würde das Kinopublikum kritisieren.

Ausgerechnet am Heiligen Abend 2011 also hat eine 14-jährige Wienerin ihren 18-jährigen Freund bei einer Fahrstunde getötet. Am Dienstag wurde sie wegen fahrlässiger Tötung zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt, was für das sichtlich gezeichnete Mädchen wohl noch das Wenigste ist.

Sie kannten einander erst eine Woche, als der Bursch – selbst erst seit Kurzem Führerschein-Besitzer – seiner Freundin das Autofahren beibringen wollte. Mit dem Auto seines Vaters fuhren sie auf das Flugfeld Aspern. Dort setzte er sich auf die Motorhaube und gab dem Mädchen Anweisungen.

"Er wollte besonders lässig sein und angeben, ich kann mir das als Vater lebhaft vorstellen", sagt der Rechtsbeistand der jugendlichen Beschuldigten, Johannes Stieldorf, nach der Verhandlung zum KURIER. Die 14-Jährige fuhr los, der Bursch rutschte vom Auto und wurde überrollt. Mit dem linken Vorderreifen auf dem Hals des 18-Jährigen kam der Wagen zum Stehen. Der Freund stöhnte, sie solle das Auto zurücksetzen. "Aber ich wusste nicht, wie man nach hinten fährt", sagt das Mädchen unter Tränen beim Prozess. Sie stieg aus, rannte umher, rief um Hilfe. Eine Frau führte gerade ihren Hund äußerln, das Mädchen bat sie, sich hinters Steuer zu setzen. Aber die Frau – das Schicksal holte ein weiteres Mal aus – hatte einen Gipsfuß, lehnte ab und alarmierte lediglich Polizei und Rettung.

"Ich habe dann noch versucht, das Auto hochzuheben", berichtet das Mädchen, aber so etwas funktioniert nur in der Werbung: "Es ging nicht, weil es zu schwer war." Als die Einsatzkräfte kamen, war der Freund erstickt. Ein rechtzeitiges Vorwärtsfahren oder Rücksetzen des Wagens hätte den Tod noch abwenden können, stellt der Gerichtsmediziner fest.

Trostworte

"Ich würde die Zeit gern zurückdrehen", flüstert das Mädchen, das in therapeutischer Behandlung steht. Vor der Konfrontation mit den Eltern des Getöteten fürchtete sie sich sehr. Aber der Vater des 18-Jährigen spendet ihr beim Prozess sogar noch Trost: "Du kannst in Wirklichkeit nichts dafür", sagt er.

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