Testphase bei Wiens erster Tiefengeothermie-Anlage steht bevor

Tiefengeothermie Bohrungen in Aspern
Die drei Tiefenbohrungen in Aspern sind abgeschlossen, ab 2028 sollen 20.000 Haushalte beheizt werden.

Der Bohrturm in Aspern wird bald Geschichte sein, er soll in den nächsten Tagen abgebaut werden. Dieses Ende ist aber erst der Anfang von Wiens erster Tiefengeothermie-Anlage.

20.000 Haushalte sollen ab 2028 mit heißem Wasser aus 3.000 Meter Tiefe, und damit klimaneutral, beheizt werden. „Wien hat besonderes Glück, denn es sitzt auf einem großen Wärmeschatz – und nach jahrelangen Forschungs- und Planungsarbeiten werden wir ihn jetzt heben“, sagen Michael Strebl und Karl Gruber, beide Geschäftsführer von Wien Energie.

Bereits zwischen 2016 und 2022 haben Wien Energie und OMV, unterstützt durch Wissenschaft und Industrie, den geologischen Untergrund im Großraum Wien erforscht und ein 3-D-Modell davon erstellt. Das Ergebnis: Im sogenannten Aderklaaer Konglomerat gibt es Thermalwasservorkommen. Dieses sei Millionen Jahre alt und liege völlig isoliert in der Tiefe. Es habe keine ökologische Funktion für die gegenwärtige Erdoberfläche. Das Wärmereservoir unter der Stadt sei „nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich“, erklärte Gruber bereits nach Abschluss der Forschungsarbeiten.

Tiefengeothermie Bohrungen in Aspern

In den nächsten Tagen wird der Bohrturm abgebaut.

100 Grad heiß

Ab Mitte des Sommers soll nun die Testphase starten, die laut Wien Energie den eigentlichen Meilenstein darstellen soll. Durch die Bohrungen solle dabei erstmalig das heiße Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt werden. Dadurch könne man wichtige Erkenntnisse über die Temperatur, chemische Zusammensetzung und Fördermenge des Wassers gewinnen.

Anhand der gewonnenen Ergebnisse werden die Anlage an der Erdoberfläche geplant und errichtet, mit der künftig dem rund 100 Grad heißen Wasser aus der Tiefe die Wärme entzogen und über das Fernwärmenetz in die Haushalte abgegeben werden soll. Das heruntergekühlte Wasser wird im Anschluss für den nächsten Durchgang zurück in die Tiefe gepumpt.

Dadurch entsteht ein geschlossener erneuerbarer Kreislauf. „Mit dieser ersten Tiefengeothermie-Anlage kommen wir unserem Ziel, die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu betreiben, einen großen Schritt näher“, sagt Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Allein die Anlage in Aspern soll 54.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

Sie soll nicht die einzige bleiben. Wien Energie und OMV, die für das Unterfangen eigens das Joint Venture „deeep“ gegründet haben, wollen Fernwärme aus Tiefengeothermie mit einer Leistung von bis zu 200 Megawatt entwickeln, damit könnten rund 200.000 Wiener Haushalte versorgt werden.

Ein Ziel, das im Laufe der 2030er-Jahre mit sieben Tiefengeothermie-Anlagen in Simmering und Donaustadt erreicht werden soll.

Unabhängigkeit

Das trage zur Versorgungssicherheit und auch zur Preisstabilität bei, so Gruber und Strebl, „da wir so einen weiteren Schritt unabhängiger von Gasimporten werden“.

Das geplante Investitionsvolumen für die Anlage in Aspern beträgt rund 90 Millionen Euro, sie wird aus Mitteln aus der Umweltförderung des Klimaschutzministeriums gefördert.

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