Gefahr bei Konzerten? "Würde keinem auffallen, wenn sich wer einschleust"

Gefahr bei Konzerten? "Würde keinem auffallen, wenn sich wer einschleust"
Ein Jahr nach dem vereitelten Swift-Anschlag: Auf Großveranstaltungen arbeiten Menschen, die nicht ausreichend kontrolliert werden, kritisiert die Gewerkschaft.

Einer der engsten Vertrauen des Terrorverdächtigen Beran A. hatte als Bühnenbauer bei der Sicherheitsfirma für das Taylor-Swift-Konzert in Wien angeheuert. 

Laut Gewerkschaft vida sei dies auf fehlende Kriterien zurückzuführen, wer in Österreich überhaupt als Security arbeiten darf.

Wenn Sicherheitsfirmen neue Mitarbeiter aufnehmen, müssen diese eine Zuverlässigkeitsüberprüfung durchlaufen, bevor sie auf Veranstaltungen arbeiten. In der Praxis sei dies aber nicht immer der Fall: „Auf Großveranstaltungen arbeiten Menschen, bei denen nicht kontrolliert wurde, ob sie womöglich eine Gefährdung darstellen“, erklärt Gernot Kopp von der Gewerkschaft. Die Mitarbeiter werden eingesetzt, bevor die Zuverlässigkeitsüberprüfung überhaupt stattgefunden hat. 

Sechs bis acht Wochen müssen Beschäftigte warten, bis die über ihren Zuverlässigkeitsstatus Bescheid bekommen. „Während sie darauf warten, bleiben sie in Ungewissheit, ob sie ihren Job behalten können. Es kann auch sein, dass man in Innsbruck für den Job zugelassen wird, aber in Salzburg für unzuverlässig erklärt wird“, so Kopp. 

Ausbildung und Standards gefordert

Es brauche dringend einheitliche Standards sowie eine Ausbildung. Zu viele Securityfirmen würden im Schnellverfahren rekrutieren. Die Suche nach qualifiziertem Personal sei aber herausfordernd, sagt Alexander Kraus, Manager bei G4S Secure Solutions GmbH – Stichwort Fachkräftemangel. Ein professionelles Recruiting und Onboarding, faire Entlohnung und laufende betriebliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten würden mittlerweile zum allgemeinen Standard zählen. 

"Bei Großveranstaltungen a la Taylor Swift arbeiten die unterschiedlichsten Sparten und Unternehmen- vom Bühnenbau über das Catering bis hin eben auch zum Sicherheitspersonal - zusammen. Dass hier gerade Sicherheitsfirmen eine 'Sicherheitslücke' darstellen sollen, ist wenig nachvollziehbar, da gerade das Security-Personal als einzige vorab behördlich zuverlässigkeitsüberprüft werden muss", kontert Kraus der vida-Kritik.

Aber in puncto Zuverlässigkeitsprüfungen gäbe es natürlich immer wieder einzelne „schwarze Schafe“, die eine ganze Berufsgruppe in Verruf bringen können. Ein Sicherheitsrisiko können jedoch nicht nur Sicherheitskräfte, sondern auch andere Personen hinter den Kulissen darstellen – wie Bühnenbauer, auch „Stagehands“ genannt. 

"Wird alles genommen, was gerade stehen kann"

„Bei Stagehands wird alles genommen, was gerade stehen kann“, sagt dazu Gerhard Gutscher, Geschäftsführer von Vienna Sound Vienna Light. Bei Seiler und Speer vor rund 14 Tagen im Stadion seien um die 100 Stagehands, 50 Techniker und jede Menge Koordinationspersonal mit ca. 25 Sattelschleppern sowie Kleinlieferanten dabei gewesen. „Ich bin überzeugt, dass es keinem auffallen würde, wenn sich da wer einschleust“, so Gutscher. 

Um alle möglichen Sicherheitslücken zu schließen, müssten demnach alle Personen, die hinter den Kulissen arbeiten, vor der Veranstaltung überprüft werden. "Die Vorstellung, dass man jeden Bühnenbauer, jeden Caterer, jeden Zulieferer vor einem Event genau überprüft, ist absolut unrealistisch. Man findet ja so schon kaum Leute. Diese Aufträge werden meist auch sehr kurzfristig vergeben", schildert ein Brancheninsider. 

"Zuverlässigkeitsprüfungen nicht umsetzbar"

Die wenigsten Bühnenbauer bzw. Securities seien zudem fix angestellt. "Wenn ich die wenigen, die spontan verfügbar sind, noch auf ihre Vergangenheit, inklusive Führerscheinentzug, Drogenproblemen oder Verkehrsübertretungen untersuchen würde, dann würden zwei Drittel aller Veranstaltungen gar nicht stattfinden können", erklärt er weiter.

Zuverlässigkeitsüberprüfungen für alle Personen, die rund um Großveranstaltungen im Einsatz sind, seien zwar begrüßenswert, unter den derzeitigen Voraussetzungen aber nicht umsetzbar. 

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