Taxiraub: "Er hatte ein Riesenglück"

Taxiraub: "Er hatte ein Riesenglück"
25 Überfälle pro Jahr, doch die Taxler sehen das Sicherheitsproblem sehr unterschiedlich.

Er hatte Riesenglück", meint ein Polizist. Der Taxilenker wurde gewürgt, geschlagen und erlitt Einstiche im Ohr, am Hals, in der Brust sowie in der Schulter. Die Ärzte diagnostizierten darüber hinaus auch einen Schädelbasisbruch.

Kaum einen Tag und eine Notoperation später konnte er den Kriminalisten bereits ziemlich klar den Tatablauf schildern. Dass der 47-jährige Taxifahrer noch lebt, hat er einem Zeugen zu verdanken, der den Räuber vertrieb.

Der Mann mit vermutlich osteuropäischem Akzent und einer Kapuze bestieg am Sonntag in der Früh das Taxi in der Längenfeldgasse in Wien-Meidling. Zunächst gab er die Philadelphiabrücke als Ziel der Fahrt an, dirigierte den 47-Jährigen dann aber auf einen Parkplatz bei der Floridsdorfer Brücke bei der Wiener Donauinsel. Dort überfiel er den Taxifahrer und erbeutete Bargeld.

Polizei-Statistik

Vom Täter fehlt allerdings ebenso jede Spur, wie von der Tatwaffe. Die Chance den Räuber zu finden, steht bei etwa 50:50. Denn laut Kriminalstatistik des Innenministeriums gab es im Vorjahr 25 Überfälle auf Taxilenker (fast genauso viel Taten wie bei Juwelieren). Dabei wurde jeder zweite Räuber gefasst. 13 der Coups fanden in Wien statt.

Immer wieder nach derartigen Taten wird die Sicherheitsfrage diskutiert. Doch es gibt wenig, was solche Überfälle verhindern kann. Selbst Videoaufzeichnungen verhindern nicht einmal Morde, wie Fälle aus Europa in den vergangenen Jahren gezeigt haben. Trennscheiben kamen bei Gästen wie Chauffeuren nicht gut an. In Deutschland waren sie sogar eine Zeit lang verpflichtend, bevor sie wieder abgebaut wurden. GPS-Alarmgeräte scheiterten teilweise auch an den Kosten, aktuell schlagen sie sich mit rund 500 Euro zu Buche. Die Wiener Innung hat zuletzt eine Versicherung für die Fahrer abgeschlossen, damit zumindest das verlorene Geld ersetzt wird. Damit soll etwa verhindert werden, dass Taxifahrer zur Selbstjustiz greifen.
Auch die Lenker sind unterschiedlicher Meinung: "Untertags ist das Taxigeschäft sehr ruhig. Nachts fühle ich mich dafür nicht so sicher. Da nehme ich immer einen Pfefferspray mit", sagt Taxifahrer Taati. Er ist seit neun Jahren im Geschäft und wünscht sich auch seitens der Taxiunternehmen verstärkt Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine räumliche Trennung zwischen Fahrgast und Fahrer.

Sein Kollege Konrad sieht seine berufliche Situation pragmatisch: "Wie mit jedem Job gehen auch mit dem Taxifahren Risiken einher. Waffen führe ich keine mit mir, das führt nur zu unglücklichen Handlungen."

Geld im Taxi versteckt

Wie viele andere auch, nimmt Konrad alles über hundert Euro aus der Kassa und versteckt es im Auto. Käme es zu einem Überfall, würde er keine Gegenwehr leisten. "Ich würde dem Täter alles widerstandslos geben und ihn auch noch nach Hause führen, solange er nicht handgreiflich wird."

Taxilenkerin Susi beugt der Gefahr durch Selektion vor: "Ich lasse nicht jeden einsteigen. Da verzichte ich lieber auf die Fahrt, wenn einer schon Aggressivität ausstrahlt." Als sie vor 23 Jahren den Taxischein gemacht hat, seien derartige Übergriffe auf den Fahrzeuglenker noch kein Thema gewesen.

Vitus wiederum hat keine Angst vor Überfällen. Drei Mal ist er schon mit Messern bedroht worden und doch konnte er sich immer wieder befreien. "Das eigentliche Problem heutzutage ist, dass die Kunden weglaufen, ohne zu zahlen. Wenn man versucht, sie festzuhalten, wird man gleich als Triebtäter abgestempelt. Deshalb habe ich jetzt eine Kamera im Auto und filme sie, wenn sie flüchten."

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