"Tankstellen-Doc" hat Praxis geschlossen
Die Idee klang ambitioniert: Dr. Dieter Zakel ordiniert in einem Separee in einer Tankstelle, täglich von 6 bis 22 Uhr. Die Kosten für die Untersuchung trägt der Patient selbst und muss 50 Euro für 15 Minuten Aufmerksamkeit hinblättern – Medizin in bester Fast-Food-Ketten-Manier.
Als der Arzt für Allgemeinmedizin am 1. Mai die "Praxis" in der Krottenbachstraße in Wien-Döbling eröffnete, war die Resonanz groß. Anfangsschwierigkeiten wurden mit umstrittenen Werbemaßnahmen bekämpft. Die nahm sogar der Disziplinarausschuss der Ärztekammer unter die Lupe.
Jetzt ist die Praxis seit wenigen Wochen zu, weil Dr. Zakel keinen Kollegen für seine Idee begeistern konnte (Bild oben). "Man findet ja kein gescheites Personal. Ich habe sogar im Ausland gesucht. Alleine kann ich das leider nicht schaffen", erklärt Dr. Zakel gegenüber dem KURIER.
Schlecht besucht
Klingt, als wäre der Arzt mit dem Ansturm an Patienten überfordert gewesen. Christoph, ein Mitarbeiter der Tankstelle, verriet aber, dass das nicht der Fall war: "Am Schluss sind fast keine Leute mehr gekommen. Wenn am Tag einer da war, dann war das schon viel."
Die Miete zahlt der Arzt weiterhin. Laut dem Tankstellen-Mitarbeiter seien der Arzt und der Betreiber "im Guten auseinandergegangen", was jetzt mit dem abgetrennten Bereich der Tankstelle passiert, ist ungewiss.
Dr. Zakel wäre aber wohl nicht Dr. Zakel, wenn er nicht schon neue ambitionierte Zukunftspläne hätte. "Im Moment bin ich im Irak, um die vom IS verfolgten Christen zu behandeln", sagt er.
Nach dieser Mission will Zakel dann alle seine Zelte in Österreich abbrechen und ganz ins Ausland gehen, wo seine Drive-in-Praxis-Idee schon auf Interesse gestoßen sein soll: "Die Supermarktkette Walmart will mein Konzept vielleicht umsetzen. Man wird sehen, wie sich das weiterentwickelt." Im Land der unbegrenzten Fast-Food-Ketten wird aus dem Tankstellen- vielleicht bald ein Walmart-Doc.
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