Eines vorweg: An den Vierersitzen in den U-Bahnen ändert sich wenig. Das Konzept der Sitzgruppe ist schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil der unterirdischen Züge und somit auch bei den neuen Garnituren nicht wegzudenken.
Weshalb man seinem Gegenüber künftig auch in den neuen Zügen der Wiener Linien – die unter dem Namen X-Wagen firmieren – in die Augen schauen wird.
Warum eigentlich X-Wagen?.
Die „Type X“ ist die dritte Generation der Wiener U-Bahnlinien und folgt auf die Vorgängermodelle „V“ und die älteren Silberpfeile „U“.
Eigentlich würde das aktuellste Modell „W-Wagen“ heißen – da dies aber schwer auszusprechen sei, habe man sich auf „X-Wagen“ geeinigt, heißt es bei den Wiener Linien. Das „X“ soll gleichzeitig für Fortschritt und Modernisierung stehen
Zurück zu den Sitzplätzen: Ganz so üblich sind die Vierersitze – das Wiener Merkmal – in anderen Städten nicht. Ganz so üblich sind die Vierersitze in anderen Städten nicht. In London – der Stadt, in der 1863 die erste U-Bahn abfuhr – etwa gibt es ausschließlich Sitze, die entlang der Fahrbahn angereiht sind.
Metropolen als Vorbilder
Auch in den U-Bahnen in New York oder Rom sind die Längssitze längst etabliert. In Berlin hat man sich für einen Mix entschieden. Manche Garnituren fahren mit Längs-, andere, wenn auch deutlich weniger, mit Vierersitzen.
Nun geben auch die Wiener Linien klein bei und ziehen nach. Mit dem neuen X-Wagen kommen die Längssitze zum ersten Mal auch in der Wiener U-Bahn zum Einsatz. Nicht aber als Ersatz, sondern als Zusatz. Ganz von der Vierersitzgruppe trennen, müssen sich die Wienerinnen und Wiener nicht. Der Grund für die Neuerungen: die Kapazität.
Zwar wird es durch die Längssitze weniger Sitzplätze als in den alten Garnituren geben – statt 260 nur noch 200. Gleichzeitig aber steigt die Anzahl der Stehplätze, wodurch künftig 928 statt 882 Passagiere Platz finden. Das ausgebaute Platzangebot soll vor allem Menschen, die mit Rollstühlen, Kinderwagen oder Großgepäck unterwegs sind, das Leben erleichtern.
Dass die Längssitze von Vorteil sind, findet auch Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien. „Aus wirtschaftlicher und komfortabler Sicht ist es ein Kompromiss.
"Man muss sich nicht mehr durchrühmeln"
Mehr Stehplätze bedeuten auch mehr Freiraum.“ Nicht nur für Kinderwägen und ähnliches, sondern auch für die Fahrgäste selbst. „Schon allein dass man sich nicht mehr von Fensterplätzen zu den Ausgängen durchrühmeln muss“, sagt Kummer.
Zudem sei der X-Wagen auch „ein absolut notwendiger und wichtiger Schritt in Richtung Automatisierung“. Auf der neuen U-Bahn-Linie U5 wird die neue Garnitur nämlich fahrerlos unterwegs sein. In Städten wie London, Paris, Kopenhagen oder aber auch Nürnberg ist das längst kein Neuland mehr.
Das sind aber nicht die einzigen Neuerungen: Für Menschen mit vorrangigem Sitzbedarf – Schwangere, Ältere oder Verletzte – wird künftig besser gesorgt. Die für sie vorgesehenen Plätze neben dem Türbereich sind jetzt blau gefärbt und dadurch besser von den normalen Plätzen unterscheidbar, heißt es bei den Wiener Linien.
Digitale Auskunft über Stationen
Weiters müssen Passagiere in der neuen U-Bahn nicht mehr die Augen zusammenkneifen, um die Netzpläne oberhalb des Türbereichs lesen zu können. Der Papierplan wird im X-Wagen mit einem digitalen Bildschirm ersetzt. Der neue Netzplan gibt dann nicht mehr nur Auskunft über die Stationen, sondern auch darüber, wo sich der Zug gerade befindet.
Nach monatelanger Planung, Bauarbeiten und Testfahrten ist es nun endlich soweit. Der X-Wagen nimmt Fahrt auf. Ab heute, Freitag ist die neue Garnitur erstmals auf der Linie U3 unterwegs. Allersings nur als Zusatzzug, also außerhalb des Fahrplans, sagt Wiener Linien Sprecherin Ingrid Monsberger-Köchler. „Wenn der Zug dann eingezogen werden sollte, dann fehlt er nicht im Fahrplan.“
In Summe sollen bis 2030 insgesamt34 X-Wagen-Zügegeliefert werden. Schon diesen Sommer sollen einige davon ins Öffi-Netz entlassen werden. Wie viele, stehe aber noch nicht fest, erzählt die Sprecherin. „Das wird sukzessive entschieden, einen genauen Plan haben wir noch nicht“. Fest steht aber, dass das Wiener Merkmal – die Vierersitze – auch weiter bestehen bleibt.
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