Prozess: Erst ein Selfie, dann ein Supermarkt-Überfall

Der 19-Jährige, der am Mittwoch in Wien vor einem Schöffengericht sitzt, hat bereits einige Erfahrungen mit der Justiz gesammelt. Er weist drei Vorstrafen auf. Zuletzt wurde er im Februar wegen gewerbsmäßigen Einbruchsdiebstahls zu 16 Monaten verurteilt.
Bis jetzt hatte er Glück und musste nie in Haft. Er sollte statt dem Gefängnis besser zur Suchttherapie, entschied das Gericht noch vor wenigen Monaten. Doch dort gefiel es ihm nicht, er brach ab.
Gelernt hat der junge Mann, der eine Elektriker-Lehre abgebrochen hat, daraus offenbar gar nichts. Im April schnappte er sich ein Küchenmesser, maskierte sich mit Haube und Schal, machte noch ein Selfie von sich und überfiel dann eine Supermarkt-Filiale in Wien-Favoriten.
"Wo ist Geld?"
"Wo ist Geld? Gib Geld!", schrie er den stellvertretenden Filialleiter an und bohrte ihm das Messer in den Rücken - der Mann erlitt eine leichte Verletzung. Weil ihm in der ersten Supermarkt-Kasse zu wenig Bares war, musste der Angestellte auch noch eine zweite Kasse öffnen. "Sonst stech ich dich ab!"
Mit 1.330 Euro trat der 19-Jährige schließlich die Flucht an. Doch die Filialleiterin verfolgte ihn. "Er hat an der roten Ampel warten müssen, da hab ich sein Gesicht gesehen", erinnert sie sich. Sie beobachtete auch, dass der Räuber in ein Wohnhaus lief - und sich in der Wohnung seines Vaters versteckte. Die alarmierte WEGA nahm den Gesuchten wenig später fest.
Polizeihund getreten
Als die WEGA zum nächsten Einsatz musste, übernahmen Polizisten der Hundestaffel die Sicherung des Verdächtigen. "Er hat uns beschimpft und in meine Richtung getreten", erinnert sich eine Polizistin. Ihr Hund bekam Tritte ab.
"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", sagt der Angeklagte. "Ich hatte eine Freundin. Mit der hab ich Schluss gemacht einen Tag davor. Ich hab dann sehr viel getrunken und zehn Praxiten (Benzodiazepin, Anm.) genommen." Er sei "ausgezuckt" und auf die Idee gekommen, den Supermarkt zu überfallen um seine Drogensucht zu finanzieren.
Zuvor hatte er schon die Schiebetür einer Post-Filiale aufgebrochen und dort mehrere Pakete aufgerissen und den Inhalt gestohlen.
Die Verteidigerin des Angeklagten bittet noch ein Mal um Milde. "Er will sein Leben in den Griff kriegen." Dem Gericht reicht's: Der 19-Jährige muss vier Jahre in Haft. Rechtskräftig.
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