Süßwasserfische im Haus des Meeres: Neue Anlage eröffnet
Forellen gibt es hier nicht zu sehen. Auch keine Karpfen oder Saiblinge. So viel muss vorweggenommen werden. Denn Süßwasserfisch bedeutet für die Biologen im Haus des Meeres nicht unbedingt das Gleiche, wie für einen österreichischen Koch. Schon allein aufgrund der Größe und der Herkunft der Fische, die ab sofort in der neuen Süßwasseranlage des Zoos zu sehen sind. Die meisten sind winzig und recht exotisch. Zum Verzehr nicht geeignet. Bedroht sind viele der Arten trotzdem.
Die Sulawesi-Kardinalsgarnele ist nur in zwei Seen heimisch.
Schuld daran sind die Zerstörung ihres Lebensraums, die Umweltverschmutzung, invasive Arten sowie der Klimawandel, sagt Zoodirektor Jeff Schreiner. Und im Bereich des Süßwassers sei die Situation besonders dramatisch, wie der „Living Planet Index“ vom WWF zeigt. „Er misst die Veränderung in der Größe der Populationen“, sagt Schreiner. Während die Populationen im Meer um 56 Prozent und jene an Land um 69 Prozent geschrumpft sind, sind es im Süßwasser sogar ganze 85 Prozent.
Wenig Lebensraum
Drastisch sei das auch deshalb, weil der Lebensraum für Süßwasserfische insgesamt sehr begrenzt ist. Der überwiegende Teil des auf der Welt verfügbaren Wassers entfällt auf die Ozeane.
Einige der Süßwasserfische im Haus des Meeres kommen sogar nur an wenigen speziellen Orten vor: Die Sulawesi-Kardinalsgarnele zum Beispiel besiedle lediglich zwei Seen auf der indonesischen Insel Sulawesi. Und diese Lebensräume sind bedroht. Etwa weil die Gewässer als Schwimmbäder oder für die Landwirtschaft genutzt werden, sagt Kurator Daniel Abed-Navandi.
Die neue Süßwasseranlage im Zoo beschäftige sich genau deshalb mit diesen Tieren. Man will sie schützen, sagt Zoodirektor Schreiner. „Ich glaube, dass wir nicht unbedingt nur Panda, Nashorn und Co. in den Fokus stellen müssen, sondern dass wir auch kleine graue Fische bewahren müssen.“
Der Lebensraum des Tequila-Kärpflings in Mexiko wurde wiederhergestellt. Zu sehen ist der Fisch auch im Haus des Meeres.
Nur mit dem Erhalt der Tiere in menschlicher Obhut sei es aber nicht getan. „Wir müssen Wissenschaft betreiben, uns vor Ort einsetzen, um den Lebensraum zu erhalten und die Fische irgendwann vielleicht auch wieder aussetzen zu können“, sagt Schreiner. Beim Tequila-Kärpfling etwa ist das bereits gelungen: Der kleine Fisch konnte mithilfe eines Mitarbeiters des Haus des Meeres wieder in seiner Heimat in Mexiko ausgewildert werden, nachdem der Lebensraum renaturiert wurde, heißt es.
Es wird weiter gebaut
Im Haus des Meeres selbst ist der kleine Fisch natürlich auch zu sehen. In einem der 13 Becken der neuen Süßwasseranlage. Dass eine Renovierung der Abteilung nötig war, war schon länger klar, heißt es. Es sei aber immer etwas dazwischen gekommen.
Nun ist die Anlage fertig: Die Becken sind etwas größer und die Fische sind eingezogen. Sogar die Piranhas sind hierher – ins größte Aquarium der Anlage – übersiedelt. Ihr ehemaliges Zuhause, ein Becken nur wenige Schritte weiter, soll das nächste Bauprojekt im Haus des Meeres werden, wird berichtet. Welche Art genau einziehen soll, wird noch geheim gehalten. „Es wird aber eine Erweiterung der Süßwasseranlage.“ Dieses Aquarium gibt jedenfalls einiges an Platz her. Wer weiß, vielleicht sind also doch bald Forellen, Karpfen oder Saiblinge zu sehen.
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