Süßes oder Schläge: Die Geschichte eines Familientyrannen

Süßes oder Schläge: Die Geschichte eines Familientyrannen
Prozess: Kosovare soll versucht haben, seine Frau mit einem Stromstoß zu töten. Der Mann bezeichnet die Vorwürfe als "Racheaktion".

Die Familiengeschichte begann schon alles andere als glücklich: Die Frau war 14, als sie mit einem fünf Jahre älteren Mann verheiratet wurde - auf Wunsch der Familie. Zehn Kinder bekam das kosovarische Paar, das in Wien lebte. Der Alltag war die Hölle.

Denn der mittlerweile 42-jährige Mann soll ein wahrer Tyrann gewesen sein. Er kontrollierte seine Frau auf Schritt und Tritt. So musste die Frau die drei kleinsten Kinder innerhalb von sechs Minuten zum Kindergarten bringen. Dauerte es länger, gab es Schläge, schilderte sie. Zeitweise täglich soll es Prügel gesetzt haben. Der Mann soll ihren Kopf gegen die Wand gedroschen haben, sie unter Wasser getaucht haben. Einmal so stark gewürgt haben, dass sie ohnmächtig wurde. Und schließlich soll er versucht haben, die Frau mit einem Stromstoß zu töten, während sie in der Dusche stand. "Sie hat einen elektrischen Schlag bekommen und ist umgefallen", sagt die Staatsanwältin.

"Alles nicht wahr", sagt der Angeklagte am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Er muss sich wegen Mordversuchs verantworten. "Das sagt sie nur aus Rache, weil ich im Casino war."

Grausames Spiel

Doch die zehn Kinder des Paares bestätigten die Angaben der Ehefrau. Der Vater sei regelmäßig gewalttätig gewesen. Eine Kleinigkeit, etwa der Griff zu Süßigkeiten, wurde rigoros bestraft. "Egal was wir gemacht haben. Der Kochlöffel war sein absolutes Lieblingsinstrument", schilderte eine Tochter. Und es soll auch ein besonders grausames Spiel gegeben haben: Jedes Kind musste einen Zettel ziehen. Dann setzte es entweder Hiebe oder es gab Süßigkeiten oder Geld. "Das war kein Spiel mit Schmerzen", erklärt der Mann in der Verhandlung.

Einmal, so gesteht der Angeklagte aber zu, habe er seine Kinder mit dem Kochlöffel geschlagen. "Sie waren laut, die Nachbarn haben sich beschwert. Da habe ich ihnen mit dem Kochlöffel auf die Hände geschlagen. Das tut mir leid."

Schon im Jahr 2008 erstattete eine Schwägerin Anzeige gegen den Mann, weil er Kinder und die Ehefrau verprügelt haben soll. Später schlug auch der Kindergarten Alarm. Doch erst im Vorjahr flüchtete die Frau mit ihren Kindern ins Frauenhaus. Seit August des Vorjahres sitzt der Verdächtige in U-Haft.

Die Verhandlung wird am 30. August fortgesetzt.

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