Steuerberater verkaufte bei Sexpartys Kokain

Steuerberater verkaufte bei Sexpartys Kokain
Auf einer Dachterrasse über Wien ging es hoch her. Dann kam die Polizei mit Hubschrauber.

Nur der Hausmeister war etwas enttäuscht. Der Steuerberater Dr. H. lud ihn zu den Partys in seine 300 große Wohnung mit 150 großer Dachterrasse in Wien-Landstraße, wo er auch vom bereitgelegten Kokain kosten durfte. „Aber das Zeug hat mich nicht von den Socken gehaut. Der Cognac, den mir der Dr. H. eingeschenkt hat, war strenger“, berichtet der Zeuge beim Drogenprozess gegen den 55-jährigen Dr. H.

Aber erst wenn der Zeuge wieder in seine Hausbesorgerwohnung zurückgekehrt war, ging es oben wirklich los. Callgirls wurden bestellt. Ein roter Teller aus Muranoglas mit 30 cm Durchmesser wurde herumgereicht, das aufgelegte Kokain oder Speed oder die Modedroge MMC waren zur freien Entnahme. Die Sexpartys dauerten drei bis vier Tage, sie wurden gefilmt und fotografiert, das Material machte dann die Runde. Dr. H., der nebenbei auch als Fremdenführer arbeitete, dürfte Experte in Sachen Unterhaltung sein.

Bei diesen Gelegenheiten verkauften H. sowie sein Mitangeklagter Wolfgang B. auch diverses Suchtgift, das noch übrig geblieben war. Kokain zum Beispiel für 50 bis 100 Euro pro Gramm. Kennengelernt hatten die beiden einander, als B. dem H. Sexspielzeug für seine Partys verkaufte. Dann wurde daraus eine Dreiecksbeziehung mit einer gewissen Karin, die auch fleißig am Koks naschte. Er sei da „hineingerutscht“, sagt der 49-jährige B., einst Techniker bei Siemens: „Es war gemütlich beim H., ein Kommen und Gehen. Zehn bis zwölf Leute waren da. Und ich bin auf den Schmarrn süchtig geworden.“

Und was bringt einen studierten Juristen dazu, Sexpartys mit Drogen zu schmeißen, bis er das 700.000-Euro-Erbe seines Vaters verjubelt hat? Wenn man Dr. H. glauben möchte, dann leidet er unter einer bipolaren Störung zwischen Manie und Depression. In der manischen Phase wollte er „Frauen ohne Ende ausprobieren“.

Deshalb Callgirls, mit denen man mache, „was man mit einem Callgirl so macht“, wie der Angeklagte Richter Harald Kaml auf Nachfrage erklärt. Wobei: Der Sex sei nur eingeschränkt möglich, denn mit der Droge MMC (Mephedron) intus „bringt man als Mann nicht viel zam.“

Abgeseilt

Der schwunghafte Suchtgifthandel rief die Exekutive auf den Plan, H. wurde observiert und schließlich verhaftet: Am 15. Juni dieses Jahres rückte die Polizei mit drei Wega-Einheiten an. Beamte seilten sich von einem Hubschrauber ab und kletterten über das Dach des Nachbarhauses auf die Terrasse, während Kollegen die Eingangstür knackten. Sogar ein Scharfschütze soll positioniert gewesen sein, berichten die Verteidiger Arthur Machac und Lukas Kollmann.

Urteile: vier Monate unbedingte Haft (plus 17 Monate bedingt) für H., neun Monate bedingt für B.

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