Wenn Politiker kochen und Fotografen duschen
Die Steirer sind wieder zu Gast in Wien: Bereits zum 17. Mal haben sie ein Dorf auf dem Rathausplatz errichtet, um den Städtern ihre Traditionen näher zu bringen und um zu zeigen, was ihre Region zu bieten hat. Heuer liegt der Schwerpunkt auf kulinarischen Köstlichkeiten aus der grünen Mark, lautet doch das Motto: "Steiermark-Frühling hat Geschmack". Apropos Kulinarik: Bei der Eröffnung des Steiermark-Dorfes am Donnerstag mussten der steirische Landeshauptmann Franz Voves (S), sein Vize Hermann Schützenhöfer (V) und Wiens Landeshauptmann Michael Häupl (S) ihre Kochkünste unter Beweis stellen.
Gemeinsam mit TV-Koch Johann Lafer, einem gebürtigen Steirer, und der Wiener Gastronomin Haya Molcho bereiteten sie zwei für die beiden Bundesländer typische Spezialitäten zu: Steirisches Backhendl und Wiener Schnitzel. Die beiden steirischen Bundesland-Chefs waren für das Geflügel zuständig und übten sich dabei in Harmonie. "Soll ich dir noch ein Ei hineinschlagen, Hermann?", fragte Voves, um seinem Kollegen die Arbeit zu erleichtern. Dieser antwortete: "Lieber, dass du mir ein Ei hineinschlägst, wie wennst mir eines legst." Voves erzählte außerdem, dass er auch zu Hause zum Kocheinsatz kommt. Ein Wiener Schnitzel sei "eine Geschichte, die ich, glaube ich, auch selbst zusammenbringen würde". Was er besonders gut kann? "Beim Salatwaschen bin ich natürlich am allerbesten."
Häupl: "Immer seltener Schnitzel und Hendl"
Häupl war für das Erdäpfelschälen und Schnitzelfrittieren zuständig. Dabei verriet er, dass er sowohl Wiener Schnitzel als auch Backhendl sehr gerne esse - wenn auch "zunehmend seltener": "Man kennt ja mein Bemühen. Ich kann ja nicht weiter dauernd Schnitzel und Hendl essen. Ich meine: Wie schau' ich dann aus?" Resteitelkeiten würden auch in einem gewissen Alter vorhanden bleiben, lachte er.
Nach der Kocheinlage der Politiker zogen Köche aus dem steirischen Vulkanland - zu dem sich südoststeirische Gemeinden zusammengeschlossen haben - ein. Sie hatten etwa 370 Kilometer zu Fuß zurücklegen, da sie von der Gemeinde Auersbach nach Wien wanderten. Mit im Gepäck hatten sie Vulcanoschinken und einen Korb mit Spezialitäten aus der Region für Häupl. Im Anschluss erfolgte der traditionelle Bieranstich, den Verteidigungsminister Gerald Klug (S) gemeinsam mit Justizministerin Beatrix Karl (V), Voves und Schützenhöfer vornahm. Der Anstich missglückte jedoch und der Gerstensaft ergoss sich über eine in der Nähe stehende Fotografin.
Bis Sonntag wird im Steiermark-Dorf auf dem Rathausplatz musiziert, gefeiert und natürlich gegessen. Dabei können sich die Gäste durch Spezialitäten wie Steirer-Gröst'l, Spanferkel mit Kürbiskernfülle oder Apfelschmarrn kosten. Heuer gibt es erstmals eine Apfel-Lounge, wo verschiedene Sorten probiert werden bzw. spielerisch Wissen rund um die Frucht gesammelt werden kann. Um den Apfel geht es auch bei einem Rekordversuch am Samstag, um 17.00 Uhr. Dessen Motto lautet: "Put your apple up in the air". Ziel ist, dass 10.000 Äpfel gleichzeitig in der Luft fliegen. Im oststeirischen Vierkanthof können sich die Besucher u.a. am Einkochen von Hirschbirngelee oder am Räuchern von Forellen probieren.
Heinz Fischer, Blasmusik und Motoren
Am Rathausplatz wird aber nicht nur gegessen, sondern auch musiziert. Das Programm reicht von Blasmusik bis hin zu Gruppen wie "Die Edelseer" oder "Großmütterchen Hatz Salon Okestar". Morgen, Freitag, wird übrigens hoher Besuch erwartet: Für 13.00 Uhr hat sich Bundespräsident Heinz Fischer angekündigt. Der Samstag steht übrigens ganz im Zeichen des steirischen Schriftstellers Peter Rosegger, der heuer seinen 170. Geburtstag feiert: Unter anderem spielen fünf Volksmusikgruppen aus Roseggers Heimat, zudem wird ein eigener Rosegger-Stammtisch eingerichtet. Zwischen 12.30 und 16.00 Uhr gibt es am Samstag außerdem eine DTM-Showcar Präsentation mit dem deutschen Fahrer Timo Schneider.
Schützenhöfer verriet im Rahmen der Eröffnung auch den Grund, warum die Steirer jedes Jahr in der Bundeshauptstadt ihre Zelte aufschlagen: "Damit die Wiener begreifen, dass wir sie lieben. Sie wissen es nur nicht immer", meinte er augenzwinkernd in Richtung Häupl. Auch umgekehrt scheint eine Zuneigung vorhanden zu sein: Aus keinem anderen Bundesland würden mehr Urlaubsgäste in die Steiermark kommen als aus Wien - nämlich 530.000 Personen pro Jahr.
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