Starke Nachfrage nach Securitys mit Waffen

Matthias Wechner, G4S-Geschäftsführer in Österreich
Privates Sicherheitspersonal ist in Österreich immer öfter gefragt. Eine Entwicklung, die die Polizei scharf kritisiert.

Das Geschäft mit der Sicherheit boomt. Der Markt für private Sicherheitsdienstleistungen wächst seit Jahren kontinuierlich. Laut dem "Jahrbuch Sicherheit" des Verbands der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ) stieg von 2010 bis 2016 der Branchenumsatz um etwa 45 %. Im vergangenen Jahr wurde insgesamt 533 Millionen Euro an Umsatz lukriert.

Eine eindeutige Entwicklung, die sich nicht so schnell ändern wird, erklärt Matthias Wechner, Österreich-Chef vom größten heimische Sicherheitsdienstleister G4S. "Die Anzahl an bewaffneten Mitarbeitern hat sich in den vergangenen zwei Jahren bei uns verdoppelt. Die Nachfrage für Personenschutz stieg gleichzeitig um 50 Prozent. Der Trend geht zum bewaffneten Sicherheitsmitarbeiter", erklärt er im Gespräch mit dem KURIER.

Bewachte Villen

Insgesamt beschäftigt G4S rund 3500 Mitarbeiter – davon sind 10 bis 15 Prozent mit einer Schusswaffe unterwegs. Das Sicherheitspersonal ist dabei nicht nur in Geschäften und Juwelieren sondern auch in Botschaften oder privaten Haushalten aktiv. Knapp 10 Prozent der G4S-Angestellten würden für private Anwesen – vorwiegend Villen – zuständig sein. Insgesamt besitzen 15 bis 20 Prozent einen Waffenpass. Als Grund für die große Nachfrage nennt Matthias Wechner das sinkende subjektive Sicherheitsgefühl.

Nicht nur bei G4S sondern auch beim zweitgrößten Sicherheitsdienstleister, Securitas, ist der Andrang groß. "Im Privatbereich verzeichnen wir in den vergangenen Jahren eine deutlich steigende Nachfrage im Bereich Einbruchmeldeanlagen. Aber auch bei Streifen- und Revierdienste gab es in den letzten Jahren Zuwächse", erklärt eine Sprecherin. Das größte Wachstum gab es laut Securitas aber bei den Unternehmen.

Kritisch beäugt

Die steigende Nachfrage am privaten Sicherheitsmarkt kritisiert die Exekutive scharf. "Die Polizei sorgt für den Schutz von Menschen, von Sachen und von Objekten gemäß den Bestimmungen des Sicherheitspolizeigesetzes. Grundsätzlich sehen wir – bis auf wenige Ausnahmefälle – keine Notwendigkeit für privaten Personenschutz, weil Österreich ein sicheres Land ist und durch bestehende Maßnahmen durch die Polizei für die Sicherheit der Menschen gesorgt ist", erklärt Harald Sörös, Sprecher der Polizei Wien, auf KURIER-Anfrage.

Keine Kriterien

Obwohl immer mehr Sicherheitsmitarbeiter in Österreich aktiv sind, gibt es noch immer keine gesetzlichen Vorschriften, wer ein Security sein darf und wer nicht. "Und das in Zeiten, wo privater Sicherheitsdienst an Relevanz gewinnt. Mir fällt kein anderes europäisches Land ein, in dem es keine Kriterien gibt", meint Wechner.

Wechner, einst stellvertretender Kabinettschef des Bundesministerium für Inneres, findet auch das Verhalten der Österreicher, sich selbst immer öfter eine Waffe zuzulegen, bedenklich und vergleicht diese Entwicklung mit der "Selbstjustiz in den USA: "Schusswaffen gehören nur in professionelle Hände." Für Wechner würden Waffen im privaten Haushalt einfach nur provozieren. "Wenn ich eine Alarmanlage installiere, dann will ich diese als Abschreckung. Wenn jemand bei ihnen einbricht und Sie stehen mit einer Waffe da, würde das den Täter nur provozieren."

Mit dieser Meinung steht der Manager nicht alleine da. "Die Polizei befürwortet es grundsätzlich nicht, dass Privatpersonen bewaffnet sind, da es in vielen Fällen Defizite in Bezug auf die regelmäßig Übung und die richtige Handhabung gibt", sagt Polizeisprecher Sörös. Waffen würden in Hände von Menschen gehören, die mit der Handhabung vertraut sind und die regelmäßig geschult werden. "Einem Täter selbst mit entgegenzutreten, kann zu zusätzlicher Eskalation führen und das gewünschte Ziel verfehlen."

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