So sei es aber „ein großer Feiertag“, wie Ludwig ungewöhnlich euphorisch in die Menge rief – es waren Tausende gekommen. „Am Wahlabend habe ich mir den Stadtplan angeschaut: Alle 23 Bezirke waren rot. Bei 95 Prozent der Sprengelergebnisse ist die SPÖ vorne, das haben wir gemeinsam geschafft“.
Auch Vizekanzler Andreas Babler, der mit Jubelrufen und „Andi, Andi“-Sprechchören begrüßt wurde, huldigte der Wiener Fraktion. „Das Wahlergebnis stärkt nicht nur Wien, sondern die ganze Republik.“
„Kein Regieren mit FPÖ“
Man könne nur darüber lachen, „dass mich die FPÖ mit einem nassen Fetzen aus dem Rathaus jagen wollte“, leitete Ludwig den inhaltlichen Part seiner Rede sein. „Sie sind nur halb so stark wie wir.“
So launig ging es nicht weiter. Wie die FPÖ denke und spreche mache den Bürgermeister nachdenklich – er kritisierte frühere Aussagen der FPÖ bezüglich Fahndungslisten oder angedrohtes „Köpferollen“ politischer Gegner. „Ich erinnere an meinen Vorgänger Karl Seitz, der im Nationalsozialismus in seinen Amtsräumen verhaftet wurde.“ Die SPÖ sei ein „Bollwerk gegen den weltweiten Rechtspopulismus. Auch in Zukunft wird es darum mit der FPÖ weder im Bund noch in Wien eine Koalition geben!“. Die Menge brach daraufhin in lautstarken Jubel aus.
Frauen im Fokus
Viel Raum wurden den Frauen eingeräumt – zwei der vier Festreden wurden darum auch von Frauen gehalten; nämlich von AK-Präsidentin Renate Anderl und der Vorsitzenden der Wiener Frauen Marina Hanke.
„Es gibt international eine Welle rechter Männer, gegen die Wien standgehalten hat“, sagte Hanke. Donald Trump, Viktor Orbán und „unser kleiner Kulturkämpfer Herbert Kickl“ seien ein Sicherheitsproblem für die Welt. Dass die Politikerin unabsichtlich abmoderiert wurde, obwohl sie noch nicht fertig gesprochen hatte, sorgte unfreiwillig für die passende Symbolik. Hanke ließ sich nämlich nicht beirren und verschaffte sich mit einem „Gebt's mir noch a bissl“ lauter als zuvor Gehör.
Ludwig war in seiner Rede auch auf Frauenrechte eingegangen: „Frauen müssen und sollen selbst über ihren Körper entscheiden. Wir müssen vor reaktionären Kräften aufpassen. Nicht mit uns, liebe Genossinnen. “
Das Hervorheben von Frauen zog sich wie ein roter Faden durch den Vormittag. Beim Einmarsch der Fraktion Penzing wurde etwa betont, dass die Frauen hier schon lange federführend seien – seit 1992 gibt es durchgehend weibliche Bezirksvorsteherinnen. Auch die erste Frauenministerin Österreichs, Johanna Dohnal, startete bei der SPÖ Penzing.
"Scherbenhaufen" wurde im Bund hinterlassen
Der Bund wurde ebenfalls thematisiert. Anderl erklärte, dass die vorige Bundesregierung „einen riesigen Scherbenhaufen hinterlassen“ habe. „Und wir alle müssen den jetzt mühsam mit Schaufel und Besen wieder wegräumen.“ Für Babler sei man aber gut aufgestellt, etwa mit „dem besten Finanzminister seit Jahrzehnten“.
Den Abschluss der Reden machte, ganz gemäß des Tagesmottos „In Wien halten wir zusammen“, ein gemeinsames Posieren von Babler und Ludwig.
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