Wien-Wahl: Ludwig auch Sieger bei Vorzugsstimmen

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Der Bürgermeister holte am meisten Vorzugsstimmen. Am Listenende überzeugte Asliha Bozatemur am meisten.

Bürgermeister Michael Ludwig hat mit der SPÖ nicht nur die Wiener Landtagswahl gewonnen, sondern auch die meisten Vorzugsstimmen lukriert. 10.326 SPÖ-Wähler gaben dem Stadtchef persönlich ihren Segen.

Platz zwei ging an Freiheitlichen-Chef Dominik Nepp (8.171) gefolgt von der Grünen Spitzenkandidatin Judith Pühringer mit 4.394.

Mahrer vor Emmerling

Karl Mahrer konnte auch persönlich nicht überzeugen. Der VP-Spitzenkandidat musste sich mit 1.744 persönlichen Nennungen begnügen. Damit kann er zwar Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling, die als beste Neos-Kandidatin 1.437 Vorzugsstimmen holte, hinter sich lassen, bleibt aber gleich hinter sechs SPÖ-Kandidaten (Ludwig, Kathrin Gaal, Peter Hacker, Peter Hanke, Asliha Bozatemur, Jürgen Czernohorszky). 

Für Heinz-Christian Strache votierten nur 679 Personen und damit weniger als für die ersten drei auf der KPÖ-LINKS-Liste. LINKS-Politikerin Angelika Adensamer war hier übrigens mit 961 Stimmen die Nummer eins.

Bozatemur überzeugte auf hinteren Plätzen 

Von den Kandidaten auf den hinteren Listenplätzen überzeugte einmal mehr Asliha Bozatemur am meisten. Sie gilt als Bindeglied der SPÖ zur türkischen Community und holte 1.527 Vorzugsstimmen und damit genauso viel wie Verkehrsminister Peter Hanke. Ebenfalls stark waren die 1.185 Nennungen von Omar Al-Rawi, viele Jahre Gemeinderatsabgeordneter und früher Spitzenfunktionär der islamischen Glaubensgemeinschaft.

Insgesamt weniger Vorzugsstimmen vergeben

Die Vorzugsstimmen-Ergebnisse sind insgesamt deutlich unter jenen vor fünf Jahren. Damals war Ludwig noch mehr als 15.000mal genannt worden. Auch der damalige ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel hatte mit 11.336 Nennungen einen höheren Wert als Ludwig diesmal. 

Die grüne Frontfrau Birgit Hebein erhielt 7.076 Unterstützungsbekundungen, Neos-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr kam auf 3.110. Diese Ergebnisse waren ebenfalls besser als diesmal die der jeweiligen Listenersten. Nepp konnte hingegen sein persönliches Ergebnis von 3.790 mehr als verdoppeln.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Der SPÖ-Politiker Michael Ludwig (Jahrgang 1961) ist seit 2018 Wiener Bürgermeister. Aufgewachsen ist Ludwig in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Der 21. Bezirk hat seine politische Laufbahn geprägt: Der studierte Historiker startete dort 1994 als Bezirksrat. Später war er Wohnbaustadtrat unter seinem Vorgänger Michael Häupl. Ludwig gilt als scharfer Kritiker des Rechtskurses der FPÖ, insbesondere deren Bundeschef Herbert Kickl. In seiner ersten Regierungszeit koalierte er mit den Wiener Neos.

Heinz-Christian Strache (Jahrgang 1969) war Bundesparteichef der FPÖ und als solcher auch Vizekanzler. Nach der Ibiza-Affäre verkündete er am 18. Mai 2019 seinen Rücktritt, im folgenden Dezember wurde er von der Partei ausgeschlossen. Bei der Wienwahl 2020 versuchte er mit der neu gegründeten Partei Team HC ein Polit-Comeback, schaffte den Einzug in den Wiener Landtag aber nicht, da er an der 5-Prozent-Hürde scheiterte. Auch 2025 tritt er als Spitzenkandidat an.

Karl Mahrer (Jahrgang 1955) ist Wiens ÖVP-Chef - er übernahm die Stadttürkisen nach dem Rücktritt von Gernot Blümel im Jahr 2021. Mahrer hat seine Wurzeln bei der Polizei, er war unter anderem Vizepräsident der Landespolizeidirektion Wien. Von 2019 bis 2021 war er Sicherheitssprecher des ÖVP-Parlamentsklub. In dieser Funktion folgte ihm Christian Stocker, derzeitiger Bundeskanzler, nach. Mitten im Wienwahhlkampf 2025 erhob die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen Untreue in der Causa Wienwert Anklage gegen Mahrer. Dieser beteuert seine Unschuld.

Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp(Jahrgang 1982) ist seit 2018 nichts-amtsführender Stadtrat von Wien. Obwohl die Blauen nicht der Wiener Stadtregierung angehörten, war er von 2018 bis 2020 Vizebürgermeister von Wien – begründet liegt das im Proporzsystem. Nepp startete als Bezirksrat in Döbling, wo er auch aufgewachsen ist. Landesparteiobmann wurde er nach der Ibiza-Affäre und dem Fall von Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache. Nepp gehört der schlagenden Akademischen Burschenschaft Aldania Wien an.

Judith Pühringer (Jahrgang 1976) leitet seit 2021 gemeinsam mit Peter Kraus als Doppelspitze die Wiener Grünen. Für die Wienwahl tritt sie auf Listenplatz 1 an und ist darum die Spitzenkandidatin. Pühringer ist selbst in Währing aufgewachsen. Bei den Grünen engagiert sie sich seit 2020 als Quereinsteigerin. Zuvor arbeitete sie als Geschäftsführerin von „arbeit plus“, einem Netzwerk von sozialen Unternehmen. Im Wienwahlkampf 2025 bezeichnete sie sich als Klimasozialdemokratin.

Bettina Emmerling (Jahrgang 1980) ist Neos-Politikerin. Seit dem Wechsel von Christoph Wiederkehr im Jahr 2025 in die Bundesregierung ist Emmerling Vizebürgermeisterin der Stadt Wien sowie Stadträtin für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz. Davor war die bisherige Neos-Klubchefin zehn Jahre lang Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats.

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