Die sechs überraschenden Thesen zur Wien-Wahl

WIEN-WAHL: TV-DISKUSSION - WIEDERKEHR / LUDWIG / HEBEIN
Sechs Thesen, die auf den ersten Blick vielleicht überraschend klingen. Der Versuch einer etwas anderen Analyse.

These 1: Das Wahlergebnis spricht nur auf den ersten Blick für Rot-Grün

SPÖ und Grüne - also die beiden bisherigen Koalitionspartner - haben bei der Wahl beide zugelegt, angesichts des völligen Zerbröselns der FPÖ hielten sich die Zuwächse aber in Grenzen. Beachtenswert ist aus SPÖ-Sicht das Gefälle zwischen Innenstadt- und den äußeren Flächenbezirken. Während in den teuren Innenstadtlagen die Sozialdemokraten sogar verloren oder nur knapp zulegen konnten, feierte Michael Ludwig in den bevölkerungsstarken ehemaligen Arbeiterbezirken fulminante Wahlsiege mit Zuwächsen von sechs bis acht Prozentpunkten. Von dort wird nun der Druck wachsen, nicht mehr mit den Grünen sondern mit ÖVP oder Neos zu koalieren. Denn Popup-Radwege und kühlere Gässchen lösen dort nicht die Verkehrs- und Integrationsprobleme.

Tipp: Ludwig fordert entweder klare Bekenntnisse der Grünen ein - oder er versucht es eben mit einem anderen Partner.

These 2: Eine gute Aufstellung ist die halbe Miete

Wir haben am Wahltag lange auf ein wirklich prickelndes Zitat des Bürgermeisters gewartet. Er bedankte sich artig bei den Wählern. Bei der Koalitionsfrage wich er mit Hinweis auf zu findende Schnittstellen aus. Auch bei inhaltlichen Fragen spannte er einen weiten Bogen, der vieles zulässt. Und das war nicht nur am Wahltag so. Schon den gesamten Wahlkampf packte Ludwig geschickt in Watte, eckte nirgends an, suchte keinen Streit - nicht mal mit der Bundesregierung des Sebastian Kurz. Hervorragend war hingegen seine Teamaufstellung: Peter Hacker nahm alle Corona-Probleme auf sich und stritt auch, Peter Hanke war der Verbindungsmann zur Wirtschaft, ÖVP-Wirtschaftskammer-Chef Walter Ruck diente im Wahlkampf-Finale sogar als Speerspitze gegen die eigene Blümel-ÖVP. Und einmal - wenn es wichtig war - zeigte Ludwig, wer der Chef im Haus ist, als er Peter Hackers wütenden Auszug aus dem Corona-Krisenstab eiskalt annulierte.

Tipp: Das Team wird nicht verändert, nur Partei-Managerin Barbara Novak will Stadträtin werden, was dem Bildungs-Stadtrat Jürgen Czernohorsky den Job kosten könnte.

 

 

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