Später Prozess um Doppelmord im Dunstkreis der Chinesen-Mafia

Später Prozess um Doppelmord im Dunstkreis der Chinesen-Mafia
Geschworene sprechen angeblichen Mittäter frei, aber die Richter setzen das Urteil aus.

Mit einem grausamen Doppelmord im Dunstkreis der Chinesen-Mafia, der sich vor 18 Jahren ereignet hatte, musste sich am Mittwoch ein Wiener Geschworenengericht auseinandersetzen. Im August 2000 waren ein in Ungnade gefallenes Mitglied der auf Menschenhandel spezialisierten Bande „Snake Heads“ sowie dessen Freundin verschleppt und getötet worden.

Der Bandenchef hatte den Auftrag zum Doppelmord gegeben, dafür 10.000 Dollar Belohnung in Aussicht gestellt und angeordnet, die Killer sollten „sauber“ arbeiten und keine Spuren hinterlassen. Das Wort „sauber“ ist in doppeltem Sinn unpassend: Das Paar wurde nach Mafia-Manier mit einem Hackbeil regelrecht geköpft. Und man vergaß die Handtasche der Frau am Tatort, die schließlich zu der Bande führte.

Der Auftraggeber brachte sich nach seiner Festnahme und noch vor dem Prozess in der Justizanstalt Josefstadt selbst um. Drei Täter blieben bis heute unbekannt. Einer wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, flüchtete aber nach 16 Jahren bei einem Freigang und tauchte unter. Zwei Killer wurden verurteilt und sind inzwischen längst wieder frei. Und nun ist ein damals 18-Jähriger angeklagt, der seinerzeit als Dolmetscher angeheuert worden war, dann aber an der Ermordung der Frau beteiligt gewesen sein soll.

Er fuhr im Auto mit, als man sie nach Leobersdorf, NÖ, brachte, fesselte sie auf Geheiß der Mittäter, bevor sie aus dem Auto in ein Gebüsch gezerrt wurde. Dass man die 19-Jährige dort umbrachte, will er erst am nächsten Tag in der Zeitung gelesen haben.

Verraten

In Panik flüchtete er, änderte seinen Namen, versteckte sich in China, Italien und Deutschland, wo er zuletzt als Restaurantleiter arbeitete. Als ihn Jahre später – inzwischen verheiratet und Vater zweier Kinder – einer der Mittäter bei einem Begräbnis wiedererkannte, verriet ihn dieser bei der Polizei. Der Chinese wurde mit internationalem Haftbefehl am Flughafen München verhaftet, nachdem er aus Schanghai kommend eingereist war, und nach Österreich ausgeliefert.

„Ich musste mitmachen“, sagt der 36-Jährige vor Gericht. Man habe ihm angedroht, ihn sonst „grün und blau zu prügeln“. Er habe den Landsleuten nicht zugetraut, dass sie der Frau etwas ganz Schlimmes antun. Er habe gedacht, es gehe nur darum, sie zu erschrecken, weil sie und ihr Freund der Bande angeblich Geld schuldig gewesen seien.

„Er war in gar nichts eingeweiht“, sagte Verteidiger Niko Rast zu Prozessbeginn und fragte die Geschworenen: „Schaut so ein chinesischer Mafioso aus?“

Die Geschworenen verneinten und fällten einen Freispruch, die Berufsrichter setzten das Urteil aus. Der Prozess muss mit neuen Laienrichtern wiederholt werden.

Kommentare