Lugner-Prozess: "I bring di um" ist in Wien keine gefährliche Drohung

Lugner Prozess
Der Mann soll Simone Lugner während eines Interviews im Gasometer mit dem Umbringen bedroht haben.

Beim ersten Prozesstermin war Simone Lugner noch im Training für das Staffel-Finale von Dancing Stars, der Angeklagte hatte es vorgezogen, nicht am Parkett des Wiener Straflandesgerichts aufzutauchen. Und auch heute ist der Paarlauf ausgeblieben.

Simone Lugner - als Zeugin geladen - hält sich an ihren Anwalt Florian Höllwarth, schließlich ist es ihr erster Auftritt als Zeugin vor Gericht. Weitere werden folgen, aber dazu später. 

Wer wieder nicht antanzt, ist der Angeklagte. Die Polizei war in der Früh an der Adresse des 29-jährigen Mannes aus Tirol, der jetzt - aus gesundheitlichen Gründen - im 22. Bezirk in Wien lebt. Er wurde dort aber nicht angetroffen.

Angeklagter für Polizei nicht auffindbar

So findet die Verhandlung erneut ohne seine Anwesenheit statt. Dem Mann wird vorgeworfen, im Dezember an die Kabine des Radiosenders, in dem Simone Lugner gerade ein Interview gab, gehämmert und gedroht haben, sie umbringen zu wollen.

Das sagt Lugner auch als Zeugin vor Gericht aus. "Reds leiser, ich zuck aus", soll er geschrieen und dabei an den Glasverbau des Studios gehämmert haben. Er sei dann wieder gegangen, anschließend sei er aber wieder zurückgekehrt und habe mit Sesseln geworfen und "i bring euch um" gerufen, erinnert sich Lugner an den Vorfall. 

Simone Lugner: "Habe mich nicht mehr einkaufen getraut"

"Ich habe mich an dem Tag nicht einmal mehr einkaufen gehen getraut", schildert sie rückblickend dieses Erlebnis. Weil der Mann so aggressiv und gezielt agiert habe, wurde auch die Polizei gerufen: "Ja, ich hatte große Angst."

Lugner, die sich mit 500 Euro Schmerzensgeld als Privatbeteiligte dem Strafrechtsprozess angeschlossen hatte, betonte vor dem Prozess: "Man muss sich nicht alles gefallen lassen, jeder hat ein Recht auf Frieden und Glück. Manchmal muss man darum kämpfen."

Lugner und Höllwarth

Simone Lugner und ihr Anwalt Florian Höllwarth

Der Richter verliest erneut die Aussage des Angeklagten vor der Polizei. Er habe zwar gewusst, dass Simone Lugner im Interviewraum sei, aber er habe weder jemand bedroht noch jemanden umbringen wollen. 

"I bring di um" ist keine gefährliche Drohung in Wien

Der Richter glaubt dem Mann, der wegen diverser Delikte vorbestraft ist, und spricht ihn nach weniger als einer Stunde frei. "Dem Herrn hat irgendetwas nicht gepasst und eine verbale Unmutsäußerung getätigt, aber sicher keine gefährliche Drohung", ist der Richter überzeugt. 

Und er begründet den Freispruch mit Verweis auf etwas offenbar typisch Wienerisches: "I bring di um fällt in Wien 10.000 Mal am Tag, dabei wird aber niemand umgebracht." Wobei er abschließend anmerkte: "Ich verstehe, dass sie Angst hatte und die Polizei gerufen haben."

"Begründung ist nachvollziehbar"

Das Urteil ist bereits rechtskräftig. "Die Begründung des Richters ist für mich nachvollziehbar", sagte Simone Lugner nach dem Prozess, "meine persönliche Empfindung ist das eine, die Rechtssprechung das andere." 

Die Sache sei schon vorher für sie abgeschlossen gewesen. "Mein Haus wird von Kameras überwacht, ich habe immer wieder nachgeschaut und gesehen, dass der Mann nie wieder in meiner Nähe aufgetaucht ist." 

Lugner geht gegen Hassposter vor

Aber wie bei Dancing Stars soll für Simone Lugner auch bei Gericht der erste Auftritt nicht der letzte sein. Allerdings tritt sie dann als Klägerin auf, nicht die Staatsanwaltschaft. Denn sie setzt sich gegen Anfeindungen im Netz zur Wehr und bekämpft diese gerichtlich. 

Da viele Hassposter sich hinter dem Schutz der Anonymität verstecken, will sie auch gegen jene Medieninhaber und Plattformen vorgehen, auf denen Anfeindungen gegen sie gepostet wurden. 

Sie selbst will ihren Hasspostern nichts über die Medien ausrichten. "Ich habe gelernt, dass es am besten ist, sie zu ignorieren, wenn es geht, das ist die größte Strafe. Die Postings sagen nämlich mehr über die Menschen aus, die sie schreiben, als über mich." 

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