"Shariagasse" bereitet Muslimen große Sorge

"Shariagasse" bereitet Muslimen große Sorge
Die Nachbarn glauben, jemand aus dem Islamischen Zentrum habe die Schilder überklebt. Dort glaubt man an die Tat von Rechtsextremen.

Aus der Kugelfanggasse in Floridsdorf wurde die "Shariagasse". Auf dem Straßenschild, das normalerweise die Spanngasse kennzeichnet, klebte "James Foley. enthauptet". Und vor der Pfarrkirche Bruckhaufen standen die Botschaften "Kirche leer? Allah dankt!" und "Wir wachsen – ihr überaltert!", ein weiteres Taferl wies den Weg zur "IS-Rekrutierung".

Jetzt rätseln halb Floridsdorf und der Verfassungsschutz, wer die Straßen so geschmacklos umgetauft haben könnte. "Offenbar wurden die Straßenschilder von Islamisten (?) überklebt", vermutet jener Leser, der dem KURIER die "Tatort-Fotos" schickte. Es sei wohl eher "eine rechtsextreme Aktion aufgrund der aktuellen weltpolitischen Spannung und Sicherheitslage", glaubt hingegen Tarafa Baghajati, der Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen. Die "Professionalität der Aktion" bereite "der Community große Sorge".

Verdacht

Bei einem Lokalaugenschein Dienstagvormittag sind nur noch ein paar Kleberreste auf den Schildern zu sehen, die falschen Straßenbezeichnungen sind schon wieder weg. "Ach, deswegen war gestern Abend die Polizei hier unterwegs", sagt Franz Hasslauer, der an der Kreuzung Kugelfang- und Spanngasse wohnt. Nein, er habe niemanden beim Bekleben der Schilder gesehen, und auch sonst nichts Verdächtiges beobachtet. Und die neuen Straßennamen direkt vor seiner Haustür sind ihm auch nicht aufgefallen – "Ich weiß ja, wo ich wohn, ich schau doch nicht jeden Tag, was auf den Taferln steht", sagt Herr Hasslauer. Aber er ist sich sicher: "Das wird mit denen dort zu tun haben." Denen, das sind "Wissen’S eh, die Moslems", "dort" ist das Islamische Zentrum, das gleich ums Eck, Am Bruckhaufen, steht.

"Shariagasse" bereitet Muslimen große Sorge
Eigentlich, betont Hasslauer, habe man ja überhaupt keine Schwierigkeiten mit "denen, das muss man ehrlich sagen. Aber wer soll es denn sonst gewesen sein?"

Ganz ähnlich argumentiert eine Dame, die gerade ihren Hund äußerln führt. "Was ist da gestanden? ,James Foley enthauptet?‘ Das ist doch dieser Journalist, oder? Um Himmels Willen, wer klebt denn so was da hin? Na, ich hab einen Verdacht..." Sagt’s – und deutet rüber zum Islamischen Zentrum.

In Verruf bringen

Dort hingegen ist Imam Salim Mujkanovic überzeugt, "dass das eine gezielte Provokation ist. Hier möchte irgendjemand das Islamische Zentrum in Verruf bringen."

Gerüchte, wonach "Die Identitären" hinter der Aktion stecken sollen, will der Imam nicht kommentieren. Die Rechtsaußen-Gruppierung hatte ja vor Kurzem für Aufsehen gesorgt, als sich Aktivisten am Stephansplatz als IS-Terroristen ausgaben und auf dem Stephansplatz eine Enthauptung nachstellten. Salim Mujkanovic: "Wir werden jetzt sicher nicht damit beginnen, jemanden aufs Geratewohl zu verdächtigen."

Äußerst bedeckt hält man sich auch im Innenministerium. Sprecher Karl-Heinz Grundböck sagt nur knapp: "Der Verfassungsschutz ermittelt." Irgendwelche Hinweise auf mögliche Täter? Grundböck: "Die Ermittlungen laufen. Mehr ist dazu im Moment nicht zu sagen."

Ebenfalls knapp fällt die Stellungnahme der Identitären aus. "Die Identitäre Bewegung hat damit nichts zu tun", erklärt Obmann Alexander Markovics.

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