Sex-Affäre: "Bin nicht der Gefängnis-Gigolo"

Der Verdächtige wird in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt
Justizwachebeamter "Elvis" soll weibliche Gefangene vergewaltigt haben. Er sieht "abgekartetes Spiel".

Der Justizwachebeamte trägt den Spitznamen „Elvis“ und war unter den weiblichen Gefangenen als „der fesche Blonde“ bekannt (sagt er über sich selbst). Durch den Frauentrakt der Justizanstalt Wien-Josefstadt sei er schnellst möglich durch, um den „Schwärmereien“ zu entgehen. Der „zuvorkommende, höfliche Beamte“ (Verteidiger) will Insassinnen höchstens „im Überschwang“ ein Bussi „zugeworfen“ und verbotener Weise Red Bull oder Zigaretten verteilt haben: „Ich bin ja nicht der Gefängnis-Gigolo.“

Und jetzt sitzt der 41-Jährige als Vergewaltiger im Dienst auf der Anklagebank. Die Schilderungen mehrerer weiblicher Häftlinge klingen nämlich ganz anders: Er soll sie sich zum Putzen der Männertoiletten, der Wäschekammer und des Aufenthaltsraumes für Beamten geholt, abgesperrt und sie bedrängt haben. Eine Gefangene soll er zwei Mal vergewaltigt haben.

Bei diesen schon im August 2012 von einer Justizwachebeamtin gemeldeten Vorwürfen versteht es nicht einmal der Angeklagte, dass man ihn noch zwei Jahre Dienst machen ließ und ihn erst nach Medienberichten suspendierte.

Und er entgegnet: „Ich hab’ das nicht notwendig. Im Gefängnis haben sie viel Zeit, da wird viel geredet, das ist ein abgekartetes Spiel.“ Das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer will er „gar nicht beachtet“ haben. Wieso sich die Gefangene denn nicht vom Anstaltsarzt einen Abstrich habe machen lassen, um zu schauen, ob seine DNA vorhanden sei? Und weshalb sie nicht ganz exakt den Tag der Tat nennen könne? „Es wird ja nicht jeder jeden Tag vergewaltigt“, sagt er.

Die Frau versucht als Zeugin zu erklären, wie es da drinnen sei, als Gefangene: „Schockstarre“. Das Wort eines Beamten zähle mehr. „Und man ist froh, dass man arbeiten darf.“

Beamtin versetzt

Aus heiterem Himmel kommen die Vorwürfe gegen Familienvater „Elvis“ nicht: Schon 2005 hatte ihn eine Revierinspektorin wegen ähnlicher Vorfälle angezeigt. Das Verfahren verlief im Sand, nur die Beamtin wurde ebenso versetzt wie jene, die 2012 Alarm schlug.
Ob er im Dienst stets Uniform trage, will die Richterin wissen. Der Angeklagte bejaht. „Und wieso kann die Gefangene dann Ihre Tätowierungen am ganzen Körper beschreiben?“ Er gehe im Sommer in Shorts und Leiberl von der Arbeit nach Hause, sagt der 41-Jährige. Und sein Weg (sowie auch der Weg seiner Kollegen) führe an den weiblichen Gefangenen vorbei.

Was ein anschauliches Bild von den Zuständen im größten österreichischen Gefängnis bietet.

Weil Zeugen fehlten, wurde der Prozess vertagt. Der Beamte bleibt suspendiert, ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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