Oldies but Goldies: Senioren erobern die Kult-Disco U4

Senioren feiern auf der Tanzfläche des U4.
Beim „Klub66“ im U4 tanzen Junggebliebene zu den Hits längst vergangener Tage. Neben ehemaligen Stammgästen zeigen auch Erstbesucher, dass Feiern keine Frage des Alters ist.

Von Franziska Trautmann 

„Hey Baby“ von Bruce Channel dröhnt aus den Lautsprechern im Club U4 in Meidling. Textsicher singen die Partygäste zu dem Hit aus den 1950ern mit – ein Lied aus ihrer Jugend. Statt  18-Jähriger erobern Junggebliebene von 60 bis 90 Jahren die Tanzflächen der Kult-Disco: Der „Klub66“ der Pensionistenklubs der österreichischen Seniorenbetreuung „Häuser zum Leben“ möchte damit  ältere Menschen gesellschaftlich wieder mehr einbringen.
 Schon vor dem eigentlichen Partybeginn am Donnerstag um 17 Uhr stehen Hunderte  bis zur U-Bahn-Station Meidling. Beim Eingang erwartet die Gäste bereits der erste Moment an Nostalgie: der ehemalige U4-Türsteher Conny de Beauclair.

Senioren heben auf der Tanzfläche Hände in die Höhe

Mit einem Lächeln begrüßt er alte Stammgäste, für viele ein Wiedersehen mit jenem Mann, der sie damals schon mit 15 Jahren ins U4 gelassen hatte. Er selbst findet die Idee einer Senioren-Party großartig: „Es ist schön, dass die Leute auch noch in dem Alter  gerne  tanzen wollen, sich an ihre Jugend erinnern und gute Musik von den 50ern bis heute hören.“ 
Eine davon ist Brigitte (63), begleitet von  fünf Freundinnen wartet sie in der Schlange: „Es ist irgendwie spannend, wie früher. Wir finden es super und hoffen, dass das Konzept aufgeht und sie es öfter veranstalten.“ Denn sie alle wollen tanzen gehen – und das zu Liedern aus ihrer Jugend wie von den Beatles. Auch Rosa (75) freut sich auf den Abend: „Ein bisschen tanzen, ein bisschen shaken, so wie früher.“ Aber nicht nur Nostalgie, sondern auch Premieren werden gefeiert. 

Die über 70-jährige Eva ist mit ihrer jungen Großnichte da. Für Eva ist es ein U4-Revival, für ihre Begleitung das erste Mal im Club. Genau das wollten die Veranstalter laut Christian Hennefeind, Geschäftsführer von „Häuser zum Leben“, erreichen: „Das Hauptmotto ist es, die Generationen zusammenzubringen. Damit Jung und Alt gemeinsam tanzen, Musik hören, ins Gespräch kommen und einfach einen lässigen Abend haben.“

Eltern können mit ihren Kindern feiern, Großeltern können ihren Enkeln das Feiern beibringen. Und ein bereits 45 Jahre alter Club, wo Legenden wie Falco schon getanzt und gesungen haben, schien für den „Klub66“ der perfekte Ort. „Die Geschäftsleitung vom U4 ist sofort begeistert gewesen und hat uns die Organisation leicht ermöglicht“, sagt Madlena Komitova, Bereichsleiterin der Wiener „Pensionistenklubs“. Man bemühe sich mit Veranstaltungen wie diesen älteren Menschen zu helfen, ein neues Netzwerk  aufzubauen.   

Fast 500 Gäste 

Gemeinsam feiern die fast 500 Partygäste ihr Club-Comeback zum Rhythmus von „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley und singen textsicher mit. Die fitten Senioren machen den jungen Gästen beim „Party machen“ Konkurrenz. Nach zwei Stunden gibt es das erste Fazit: „Die Stimmung ist sehr gut. Es ist noch nicht ganz U4-like, aber das wird noch“, erzählt Gabi (65). Vor 45 Jahren war sie das erste Mal hier.

Ikone Kohn mit dabei

Auch Luzia (64) ist begeistert: „Die Hütte ist bummvoll.“ Sie und ihre Freunde wünschen sich mehr Ideen wie den „Klub66“.   „Come on Eileen“ von Dexys Midnight Runners ist bis oben zum Eingang zu hören,  wo  Nachtleben-Ikone Marianne Kohn sitzt. Sie stand früher jahrelang hinter der Bar des U4 und wird wie Conny von den ehemaligen Stammgästen erkannt. „Es ist eine schöne Idee, um die Jugend aufleben zu lassen“, sagt sie, „viele waren  noch nie im U4 und selbst mit 60 oder 70 Jahren ist eine Premiere schön. Einmal muss man im U4 gewesen sein.“

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