Scottish-Fold-Katzen: Zum Leiden gezüchtet

Eine weiße Katze mit kleinen Ohren liegt auf einer Decke und hat ein schwarzes Spielzeug vor sich.
Das Tierquartier Wien verzeichnet einen massiven Anstieg der abgegebenen Rassekatzen. Dabei handelt es sich jedoch um eine Qualzucht.

In der kleinen Auswahl der 177 Katzen, die derzeit im Tierquartier Wien versorgt werden, stechen Otto, Chino und Olga besonders hervor. Sie haben kindlich runde Köpfe, kleine, nach vorne geknickte Ohren und große Augen. Sie sind nur drei der insgesamt 88 Schottischen Faltohrkatzen (Scottish Fold), die seit Jänner 2025 im Tierquartier abgegeben wurden.

Es ist eine Fortsetzung des enormen Anstiegs der vergangenen Jahre, wie Susanne Kerbl vom Wiener Veterinäramt im Gespräch mit dem KURIER erzählt. „Früher waren es vielleicht zwei Scottish-Fold-Katzen im Jahr, 2020 waren es vier.“ Seither stieg die Zahl kontinuierlich an.

„Der Anstieg fällt ziemlich mit dem Ukrainekrieg zusammen. Eine Theorie ist, dass viele der Kriegsflüchtlinge ihre Scottish-Fold-Katzen nach Österreich mitgebracht haben.“ Denn gerade in Osteuropa seien derartige Züchtungen besonders beliebt, sagt die Veterinärmedizinerin.

Leben mit Schmerzen

In Österreich ist die Rechtslage klar: Schottische Faltohrkatzen sind als Qualzucht eingestuft. Zucht, Import, Erwerb und Vermittlung dieser Katzen – mit Ausnahme von Tierheimkatzen – sind durch das Tierschutzgesetz verboten. 

Aus gutem Grund: Die charakteristischen Faltohren, die den Katzen ihren Namen geben, entstehen durch eine genetische Mutation. Diese führt zu Knochen- und Knorpelfehlbildungen, der Osteochondrodysplasie, die nicht nur die Ohren, sondern den ganzen Körper betrifft. Für die betroffenen Katzen bedeutet das in erster Linie eines: starke Schmerzen. „

Wenn die Knorpel zwischen zwei Gelenkflächen verändert sind, ist jede Bewegung für das Tier schmerzhaft. Das kann so weit gehen, dass man die Tiere euthanasieren muss, weil sie einfach nicht mehr schmerzfrei leben können“, erklärt Kerbl. Weder chirurgisch noch medikamentös besteht eine Chance, die Skelettmissbildung zu heilen.

Eine graue Katze liegt mit ihren kleinen Kätzchen in einem Karton auf einer roten Decke.

Auch Katze Sushi wird mit ihren Babys im Tierquartier versorgt.

Kerbl vermutet, dass die hohen Tierarztkosten auch der Grund dafür sind, warum so viele ausgesetzte Faltohrkatzen im Tierquartier landen. Zudem darf man sie hierzulande nicht weitervermitteln. Das Veterinäramt ermittelt gegen illegale Vermehrer dieser Rasse und zeigt sie regelmäßig an. Ihnen drohen Strafen bis zu 7.500 Euro.

Fatale Beliebtheit

Dennoch zählt die Schottische Faltohrkatze, die in den 1960er-Jahren in Großbritannien erstmals als Rasse registriert wurde, in mehreren Ländern zu den populären und gefragten Katzenrassen. Zwar dürfen sie in Österreich weder auf Ausstellungen, noch in Werbungen gezeigt werden, doch in der Öffentlichkeit ist die Rasse dennoch präsent. So sind etwa die zwei Scottish Folds der Sängerin Taylor Swift selbst schon Stars, Claudia Schiffer ließ sich mit ihrer Faltohrkatze Chip sogar für das Cover der deutschen Vogue ablichten. Das befeuert die Beliebtheit der Rasse und verstellt den Blick auf die bittere Realität.

Viele Katzenhalter würden zudem das Verhalten ihrer Schottischen Faltohrkatzen falsch verstehen, sagt Kerbl. „Wir hören dann oft: ,Meine Katze geht immer schon so komisch, sie ist so ruhig und gelassen, sie springt nicht.‘ Ja, wenn mir jede Bewegung weh tut, würde ich mir auch dreimal überlegen, ob ich sie mache, oder nicht.“

Ein Zuhause für Tierheimkatzen

Natürlich sind die Probleme bei allen Katzen dieser Rasse unterschiedlich ausgeprägt. Doch gesundheitliche Probleme wird früher oder später jede Katze entwickeln. Doch auch für sie findet das Tierquartier Wien ein neues Zuhause. „Wir können sie weitervermitteln. Wir klären die zukünftigen Tierhalter aber fairerweise darüber auf, dass für diese Katzen mehr und früher Tierarztkosten anfallen als für andere. Aber sie finden einen Platz.“

Darum auch ihr Appell an alle, die eine Katze in ihre Familie aufnehmen möchten: „Geben Sie bitte einer Katze aus dem Tierquartier ein neues Zuhause. Hier wird man gut beraten und ein passendes Tier ausgesucht.“

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