"Ich habe große Hoffnung gehabt. Aber vor Gericht wurde nur akzeptiert, was der Vater der Kinder sagt“, erzählt Maya A. (Name geändert). Die 32-Jährige fürchtet, dass ihre Söhne, fünf und sieben Jahre, zum Vater nach Kamerun ziehen müssen.
Und das, obwohl es Gewalt in der Beziehung gab, die Kinder kaum Kontakt zum Vater haben, und der Fünfjährige an Sichelzellenanämie leidet und im St. Anna Kinderspital betreut wird.
Maya A. kam 2017 nach Wien, ihr damaliger Mann war Mitarbeiter der UNO. Doch die Ehe, erzählt Maya A., war schwierig: Er habe sie unterdrückt, beschimpft, geschlagen und gewürgt – bis sie die Polizei rief. Dann lebte sie mit den Kindern neun Monate im Frauenhaus.
Häufige Spitalsaufenthalte
Im Alter von fünf Monaten wurde beim jüngeren Sohn die Sichelzellenanämie diagnostiziert: Daher ist die Mutter mit ihrem Kind mindestens einmal monatlich zur Behandlung im St. Anna Kinderspital. Der Vater habe keine Alimente bezahlt, berichtet Maya A. Und auch sonst gab es nur sporadisch Kontakt mit den Kindern über Videocalls.
Und dennoch könnte es dieser Tage passieren, dass der Vater die Buben von Kindergarten und Volksschule abholt und mit nach Kamerun nimmt – und das ganz legal.
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Rechtsanwältin Sonja Aziz vertritt Maya A. „pro bono“, also kostenfrei, und zeigt den Aktenturm zu diesem Fall: Er ist zwanzig Zentimeter hoch. Gegen den Vater gab es schon eine Anklage der Staatsanwaltschaft Wien wegen häuslicher Gewalt.
Sie wurde aber zurückgezogen, weil der Vater während des Strafverfahrens vor zwei Jahren nach Kamerun zurückging. Von dort kämpfte er weiter um die Obsorge der Kinder – und die wurde ihm im Mai zugesprochen.
Anträge abgewiesen
„Der Richter hat alle unsere Anträge abgewiesen“, sagt Aziz. „Unter anderem hat er argumentiert, dass der Vater Uni-Professor ist, und die medizinische Behandlung schon gewährleisten wird. Dabei wissen wir nicht, ob er noch arbeitet. Und eine Versorgung wie in Österreich ist in Kamerun wohl kaum möglich und zudem sehr teuer. Im Verfahren konnte er sich nicht einmal die Dolmetschkosten leisten.“
Der Vater sei seit seinem Umzug nie einvernommen worden. „Und man hat der Frau die ,Entfremdung’ des Vaters von seinen Kindern vorgeworfen, obwohl er kaum Kontakt gesucht hat“, so Aziz.
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Nun stellte sich heraus, dass der Fünfjährige außerdem an Herzproblemen leidet – ein Flug wäre ein Gesundheitsrisiko. Aziz hat nun einen neuen Antrag auf vorläufige Obsorge der Mutter gestellt.
Das St. Anna Kinderspital wollte sich aus Datenschutzgründen nicht äußern. Der KURIER konnte aber in Unterlagen der Anwältin einsehen, in denen die Sichelzellenanämie, eine Herzrhythmusstörung sowie eine Fluguntauglichkeit bescheinigt werden.
„Ich versuche, stark zu bleiben“, sagt Maya A. „Aber es ist nicht einfach. Wenn er die Kinder holt, weiß ich, dass ich sie nie wieder sehe.“
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