Sanierung des Casino Zögernitz verzögert sich

Für die "Bürgerinitiative Zögernitz" ist "die Optik nicht gut", was die Baupläne rund um das Denkmal betrifft
Die Politik bremst überambitionierte Pläne um das Biedermeierjuwel nicht, sagen Anrainer.

Ein Biedermeierjuwel in Oberdöbling vergammelt. Das Casino Zögernitz (2009 in "Residenz Zögernitz" umbenannt), in dem schon Johann Strauß Vater und Sohn aufgetreten sind, sollte schon seit einem Jahr saniert werden. 23 Millionen Euro wollte der neue Eigentümer Hermann Rauter investieren, u.a. in ein Tonstudio für Orchesteraufnahmen. Wobei etwa die Wiener Philharmoniker bereits abwinken: Das brauche man nicht in Döbling, wo vor der Tür der 37er vorbeirattert.

Protest

Aber das seit Jahren laufende Match Bürger gegen Rauter scheint noch nicht entschieden. Auch wenn die Magistratsabteilungen, Stadt- und Bezirkspolitiker bisher keine Maßnahmen zur Erhaltung des Ensembles gesetzt haben.

"Ein Bescheid vom Denkmalamt wurde bereits erlassen", sagt der Landeskonservator für Wien Friedrich Dahm. Rauter will das denkmalgeschützte Haus aber erst renovieren, wenn es sich für ihn rentiert, also er auf der Parzelle dahinter einen fünfstöckigen Wohnbau hinstellen darf. Wie hoch, wie nahe an die Nachbargrundstücke, darüber erhitzen sich die Gemüter der Anrainer.

"Erstaunlich, dass uns der Bezirksvorsteher zuletzt eingeladen hat zur Präsentation der Pläne rund ums Zögernitz", sagt Carola Caucig-Lütgendorf von der Bürgerinitiative im KURIER-Gespräch. "Da dachten alle, dass erlaubt ist, was da gebaut werden soll. Bis ich sah, dass das Projekt gar nicht der gültigen Widmung entspricht."

"Das scheint nicht ganz sauber zu sein"

Schließlich müssen Neubauten in der Schutzzone an den Charakter der Umgebung angepasst sein und dürfen Maximalhöhen nicht überschreiten. Grünflächen sollten nicht zubetoniert werden. Aber nichts von dem, was die Anrainer via Petition und Protest am Projekt beanstandet hatten, wurde von den Beamten berücksichtigt.

"Die Sache scheint nicht ganz sauber zu sein", vermutet Carola Caucig-Lütgendorf: "Dass zumindest darauf geachtet wird, dass Rauter zuerst das Zögernitz saniert und erhält. Sonst verschwindet das doch in einer Baugrube."

Der Vorentwurfsplan (Gründruck) der MA21 entspricht jedenfalls exakt Rauters Plänen. Caucig-Lütgendorf wartet jetzt auf die verbindlichen Bebauungspläne im Rotdruck: "Da haben uns der Bezirksvorsteher von Döbling, das Büro für Stadtentwicklung im Rathaus und Maria Vassilakou von den Grünen signalisiert: Wir würden doch nicht glauben, dass die Auflage des Rotdrucks noch vor der Wien-Wahl im Oktober geschehen werde."

Das alte Casino Zögernitz, am 21. Juni 1837 eröffnet, war mit seinem „reich dekorierten Saal“ und schönem Garten ein beliebter Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Johann Strauß Vater war hier Hauskapellmeister.

Mehrere Erstaufführungen fanden in dem einzigen in Wien noch bestehenden Strauß-Saal statt. Josef Lanner wohnte im ersten Stock des Hauses und konzertierte hier mehrere Jahre. Auch Johann Strauß Sohn wurde ab 1846 von Ferdinand Zögernitz oft engagiert.

1913 übernahmen die Gastronomen Alfred und Maria Stegbauer das Casino und richteten ab 1920 ein Freiluftkino im Garten ein. 1950 wurde das Hotel errichtet. Im Strauß-Saal fanden ab 1967 u. a. mit Nikolaus Harnoncourt und dem Concentus Musicus Schallplattenaufnahmen statt.

Seit Februar 2008 steht das Casino Zögernitz unter Denkmalschutz. Bei der Untersuchung der Wände im historischen Strauß-Saal und im Vorraum zeigte sich jüngst: Erhalten geblieben sind sehr reiche Schablonenmalereien aus dem späten 19. Jahrhundert – „allerdings in sehr schlechtem Zustand, weil sie schon abgewaschen und mehrmals übermalt wurden“, so Friedrich Dahm vom Denkmalamt. „Aber wir haben noch genug für eine Rekonstruktion. Wir haben mit Subvention des Bundes größere Musterflächen von einem Restaurator erstellen lassen, die wir unlängst begutachtet haben – mit einem tollen Ergebnis. Also dem Haupthaus des Zögernitz, glaube ich, geschieht Gutes.“

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