Saisoneröffnung im Prater: Der Kaiser persönlich präsentiert die Neuheiten

Drei Personen sitzen auf einer Rutsche im Wiener Prater.
Eine Rotunde wird gebaut und Kaiser Franz Joseph wird zum Maskottchen. Einen modernen Touch bringen weiterhin die Achterbahnen.

Der Prater hat einen neuen Kaiser. Samt Backenbart und weißer Uniform. Ein Unbekannter ist der Mann freilich nicht: Schon 1873 eröffnete er die Wiener Weltausstellung im Prater. Nun, 150 Jahre später, ist Franz Joseph zurück. Und das nicht nur als Maskottchen für die neue Saison, sondern auch als Moderator, Entertainer und Pressesprecher.

Der Kaiser ist aber nicht das einzige Relikt aus der Vergangenheit, das der Prater in die Gegenwart holt. Auch die 1937 abgebrannte Rotunde, in der zuvor die Wiener Weltausstellung untergebracht war, erlebt heuer ein Revival.

Ein Mann in historischer Kleidung fährt in einer Geisterbahn im Wiener Prater.

Der neue Franz Joseph in der Geisterbahn

In der Nähe des historischen Standortes entsteht derzeit ein rund 33 Meter hoher Stahlbeton-Rundbau mit dem Namen „Panorama Vienna“. Ab Juli sollen im Inneren 360-Grad-Bilder – sogenannte Panoramen – bestaunt werden können, sagt Patrick Schwamberger, Sprecher der Prater Wien GmbH. „Diese Panoramen werden aus Stoffbahnen zusammengesetzt. Es ist alles komplett analog, ohne Bildschirme oder LEDs.“

Ein großer, zylinderförmiger Neubau mit Außentreppe und Kran im Hintergrund.

Ab Juli sollen hier 360-Grad-Bilder ausgestellt werden.

Ein großer, zylinderförmiger Bau steht neben einer Kartbahn und Wohnhäusern.

Blick in das Innere eines Kühlturms mit Stahlgerüst und Öffnung zum blauen Himmel.

Das "Panorama Vienna", ein 33 Meter hoher Stahlbeton-Rundbau wird derzeit gebaut.

Begleitet werden die Eröffnung der Rotunde und das Jubiläumsjahr der Weltausstellung mit einem Podcast, Videos, historischen Führungen und einer Rätselrallye – natürlich alles mit und vom Praterkaiser produziert.

Personalmangel

Ob die neue Rotunde samt Rahmenprogramm erfolgreicher sein wird, als es die Weltausstellung war, bleibt abzuwarten. Mit den Besucherzahlen war man damals nämlich nicht zufrieden: Statt der erwarteten 20 Millionen Besucher kamen nur rund sieben Millionen.

Ein Gebäude mit Kuppel steht in Flammen, dichter Rauch steigt auf.

Schon 1937 brannte die ehemalige Rotunde im Prater ab

Die Zahlen des heutigen Prater stimmen da zuversichtlicher: „Im Gegensatz zum Vor-Corona-Jahr 2019 konnten die Praterbetriebe 2022 ein Umsatzplus von 20 Prozent erreichen“, sagt Karl-Jan Kolarik, Obmann von „Prater Aktiv“. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Plus sogar 80 Prozent. Grund dafür sei die „erhöhte Reiselust“, so Kolarik. Wachstumshemmend dagegen seien die fehlenden Mitarbeiter. „Während der Pandemie haben viele den Beruf gewechselt“, sagt Kolarik. Etwa um die 50 Stellen seien deshalb in der Gastronomie und bei den Fahrgeschäften noch offen.

Zahlreiche Jubiläen

Aber zurück zur Weltausstellung: Denn nicht nur sie feiert heuer Jubiläum. Das älteste Ringelspiel im Prater, die „Prater Marina“, wird 150 Jahre, die Liliputbahn 95 Jahre alt. „Heuer dreht sich alles um die Pratergeschichte“, sagt der Kaiser.

Eine kleine grüne Dampflokomotive fährt mit Passagieren durch einen Wald.

Die Liliputbahn wird 95 Jahre alt

Ganz stimmt das aber nicht. Denn wie im Prater üblich, bringt der Saisonbeginn auch Neuheiten. Ein Prater-Infostand etwa wurde zur Aperitivo-Bar „Cannareggio“ umgebaut. Ausschließlich italienische Produkte werden hier heuer über die Theke gehen.

Im Königreich der Eisenbahnen

Zudem wird die Modelleisenbahn im „Königreich der Eisenbahnen“ ausgebaut. Derzeit ist auf 250 Quadratmetern ganz Wien im Miniaturformat zu sehen. Künftig sollen es alle Bundesländer auf 1.000 Quadratmetern sein. Damit sei es dann die größte Modelleisenbahnanlage Österreichs, erklärt der Praterkaiser bei der Pressekonferenz. Der Betreiber der Ausstellung bezweifelt auf KURIER-Anfrage allerdings, dass die Erweiterung schon heuer fertig wird.

Eine Miniaturstadt mit Flüssen, Brücken, Hochhäusern und einem Vergnügungspark.

Ein Miniaturstadtmodell mit einem Riesenrad und beleuchteten Gebäuden bei Nacht.

Sicher ist im Prater heuer dagegen der erste Faschingsumzug, das Maibaumaufstellen, ein Speeddating und eine Veranstaltung im Rahmen der Vienna Pride. Wie all das genau aussehen wird, sei aber noch unklar. „Ich kann mir einen Pride-Umzug durch den Prater oder ein Speeddating in einer Achterbahn vorstellen“, sagt Silvia Lang, Präsidentin des Praterverbandes.

Ein LKW der Firma Barth vor der Achterbahn „München Looping“.

Die Achterbahn "Olympia Looping" ist in diesem Jahr wieder im Prater zu Gast

Apropos Achterbahn: Der „Olympia Looping“, jene Münchner Achterbahn, bei der im vergangenen Jahr eine Mitarbeiterin verunglückte, ist auch heuer wieder zu Gast im Prater. Ein brandneues Fahrgeschäft „in Richtung Achterbahn“ soll es ebenfalls geben, sagt Lang. „Wir haben das Okay des Betreibers aber noch nicht.“ Die Eröffnung verzögere sich deshalb – wie bei der neuen Rotunde – in die Saison hinein.

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