Runder Tisch mit Communitys: Polizei geht auf Flüchtlinge zu
Bandenkriege zwischen Tschetschenen und Afghanen, Straßendealer aus Afrika, Kleinkriminalität jeglicher Art, Gewalt in den Familien, Gettobildung in manchen Wiener Bezirken, Sprachbarrieren, Verweigerung der österreichischen Grundwerte sowie eine generelle Abneigung gegen die Exekutive – Behörden und Polizei sind durch den wachsenden Migrationsdruck gefordert.
Aus diesem Grund geht die Wiener Polizei offensiv auf die diversen Nationalitäten-Communitys zu. Der erste runde Tisch wurde am Montag in der Landespolizeidirektion abgehalten. Jeweils zwei Vertreter aus Tschetschenien, Afghanistan, Ghana und Nigeria diskutierten mit der Polizeispitze aktuelle Themen wie Kriminalität, Gewalt, Wertevermittlung und Integration.
Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl erklärt die Aktion: "Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und das gemeinsame Vertrauen zu stärken." Die Sprecher der Nationalitäten sollen als Vermittler zwischen ihren Landsleuten und der Exekutive agieren. Denn sie alle kamen als Flüchtlinge nach Wien und haben den schwierigen Integrationsprozess erfolgreich beschritten. Sie gelten als Vorbilder und werden von ihren Landsleuten ernst genommen.
"Wir haben die Probleme mit offenem Visier angesprochen. Dabei standen vor allem Jugend- und Bandenkriminalität, Gewalt in der Familie plus Rechte, Pflichten und Werte im Mittelpunkt", bestätigte Pürstl.
Dabei kristallisierte sich heraus, dass viele Migranten das Bild der Polizei – und zwar wegen früherer Erfahrungen in ihren Heimatländern – als stark negativ empfinden. Das zum Teil extrem brutale Vorgehen der Exekutive vor Ort hinterließ bei vielen Flüchtlingen Spuren.
Bilder vermitteln Werte
Bei der Strategie spielt das 2010 gegründete Referat "Minderheitenkontakte" der Wiener Polizei eine Schlüsselrolle. Referatsleiter Alfred Schön kennt die wichtigsten Respektspersonen der Nationen: "Der Vertrauensaufbau ist nicht leicht, und wir dürfen kein Denunziantentum der Community-Chefs erwarten. Unsere Aufgabe liegt in der Prävention."
Bandenkrieg beendet
Da konnte das Referat bereits einen Erfolg verbuchen. Dank Vermittlung der Migranten-Sprecher wurde der Konflikt zwischen tschetschenischen und afghanischen Jugendlichen entschärft. Es gab eine Friedensverhandlung, dabei wurden auch die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen erörtert. Bis dato ist der Bandenkrieg beigelegt. Schön warnt aber: "Wir können nicht, etwa bei der Problematik Türken versus Kurden, jeden Konflikt lösen."
Vize-Polizeipräsident Karl Mahrer sieht auch die Politik gefordert: "Bei Menschen, die gewaltkonditioniert aufgewachsen sind und unsere Werte nicht anerkennen, braucht es massivere Integrations-Initiativen. Wenn das nicht funktioniert, muss es zu einer konsequenteren Rückführungspolitik kommen."
Kommentare