Die UNESCO beurteilt die Bemühungen Wiens der vergangenen Monate - insbesondere die Redimensionierung des umstrittenen Heumarkt-Projekts - tatsächlich sehr positiv. „Wir haben unsere Aufgaben fast alle erledigt oder die nächsten Schritte klar skizziert“, so Woller.
Knackpunkt Heumarkt
Unter anderem wurde ein Vorschlag für eine weitere Höhenreduktion der Wohnscheibe beim Heumarkt von 56,5 Metern auf ca. 49,90 Meter (minus zwei Geschosse) sowie den Wegfall um eine Gebäudeachse an der Westseite der Wohnscheibe vorgelegt. Dies sei von der UNESCO auch als positive Entwicklung in „Richtung der Vereinbarkeit mit dem Welterbe“ ausgelegt worden.
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Das bestätigt auch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission Sabine Haag: Es sei zu betonen, dass „das Komitee die Fortschritte in der Bewahrung des außergewöhnlichen universellen Wertes der Welterbestätte wahrnimmt und positiv hervorhebt".
Einen Schritt weiter
Damit ist Wien einen Schritt näher, um doch noch von der roten Liste gestrichen zu werden - zwar nicht heuer, aber die Stadt hofft auf eine dementsprechende Entscheidung im Sommer 2024.
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Es gelte nun weitere Schritte ernst zu nehmen und umzusetzen, ließ Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer via Aussendung wissen. Man wolle den vom Welterbekomitee positiv bewerteten bisherigen Korrekturprozess erfolgreich abschließen.
Wie die Baupolizei
Ein Projekt dieser Größenordnung müsse immer viele Verfahren durchlaufen, sagt Woller. „Vereinfacht kann man das mit einem Hausbau vergleichen. Das muss auch noch von der Baupolizei genehmigt werden.“
Im Falle des Welterbes muss ein neuer Projektentwurf noch einer „Welterbeverträglichkeitsüberprüfung (Heritage Impact Assessment)“ sowie einer anschließenden "Monitoring Mission" unterzogen werden. Das solle Anfang des Jahres geschehen, so Woller. Der Direktor des UNESCO-Welterbezentrums Lazare Eloundou Assomo habe sogar in Aussicht gestellt, persönlich nach Wien kommen zu wollen, sagt Woller. „Das zeigt die hohe Wertschätzung Wien gegenüber.“
ÖVP kritisiert, Neos jubilieren, FPÖ ätzt
Die Wiener ÖVP beurteilt die Vorgänge in Riad nicht ganz so positiv, auch wenn die Stadtpartei eingesteht, dass Wien noch eine "letzte Chance" erhalten habe. Nichtsdestotrotz sei das gesamte Heumarkt-Projekt "weiterhin Ausdruck der völlig desaströsen Stadtplanungs- und Flächenwidmungspolitik“, so Planungssprecherin Elisabeth Olischar. Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, sieht die Stadt in der Verantwortung, dass "dieses Erbe der Menschheit in seiner weltweiten Einmaligkeit auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt". Allerdings will er, dass der Bezirk ebenfalls mehr einbezogen wird.
Die Neos legten sich bereits im Vorfeld mit der SPÖ an und legten sich gegen das Heumarkt-Projekt quer, der KURIER berichtete. Dass das Projekt nun weiter eingeschränkt wird, heften sich die Pinken darum nun auf ihre Fahnen. "Es war gut und richtig, dass wir dem Bauprojekt bisher noch kein grünes Licht gegeben haben" erklärte Stadtentwicklungssprecherin Selma Arapovic via Aussendung. "Offenbar hat unser Widerstand ein Einlenken des Investors bewirkt." Es sei zudem eine völkerrechtliche Verpflichtung, das Stadtbild zu bewahren.
Der blaue Planungssprecher Toni Mahdalik sparte - wie gewohnt - nicht mit Kritik. Das Gezerre um den Heumarkt sei ein "unwürdigens Schauspiel" mit dem endlich Schluss sein müsse.
Die Auslegungen sind zwar unterschiedlich, aber in einem Punkt sind sich alle einig: Der Welterbestatus solle erhalten werden.
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