Restaurierung am Belvedere: Jetzt kommt Kritik vom Denkmalbeirat

„Es werden oft die kleinen Denkmal-Eigentümer am Land in die Pflicht genommen, exakt nach dem Stand der Forschung zu sanieren. Wenn dann die Republik Österreich was macht, muss sie natürlich den Wert unseres baukulturellen Erbes auch respektieren!“
Mit diesen Worten kritisiert der Denkmalschutz-Experte Friedrich Idam die laufende Fassaden-Restaurierung am Wiener Belvedere, die vor gut zwei Wochen gehörig Staub aufgewirbelt hat. Nun schaltete sich auch der Denkmalbeirat ein.

Er behandelte die Causa in seiner jüngsten Sitzung sogar per Dringlichkeitsantrag – mit dem Ergebnis, dass eine Planänderung verlangt wird, wie Beiratsmitglied Idam dem KURIER verrät: „Wenn die Fenstergitter herausgenommen und verändert werden, ist die visuelle Integrität des Belvedere nicht mehr gegeben.“
Wie berichtet, sollen im Zuge der Restaurierung des Oberen Belvedere bei rund 50 ebenerdigen Fenstern die historischen Gitter demontiert, zusammengeschnitten und anschließend wieder eingebaut werden – um künftig die Fenster von außen warten zu können.
Die ersten Versuche gingen aber gehörig schief, beim Gitterausbau wurde das Mauerwerk dermaßen zerstört, dass die Arbeiten gestoppt werden mussten.
Bundesdenkmalamt (BDA) und Burghauptmannschaft sprachen von einem „Fehler der Baufirma“, der nicht mehr vorkommen werde – doch dem widerspricht Idam vehement: „Eine schonende Entfernung ist unmöglich. Denn es liegt in der Natur dieser Fenstergitter, dass sie kraftschlüssig mit dem Mauerwerk verbunden sind und daher schwer zu entfernen sind. Das entspricht ja ihrer Schutzfunktion“, sagt der renommierte Denkmalpfleger, der unter anderem auch als Welterbe-Gutachter für die UNESCO tätig ist.
„Sehr brutale Entnahme“
Demzufolge würde es bei allen anderen Fenstern ebenso zu einer „sehr brutalen Entnahme“ kommen, bei der zu viel zerstört werde. Und auch durch den geplanten Gitterumbau werde das Denkmal „in seinem Wesen“ zu stark verändert, weil sowohl die Schutzfunktion der Gitter als auch deren äußere Erscheinung nachher eine andere sei.
„Der Denkmalbeirat hat ex lege ein Anhörungsrecht, wenn Zerstörungen oder Teilzerstörungen an einem Denkmal stattfinden“, sagt Idam, der nun auf ein Einlenken hofft. „Wir haben Expertise von allen Fachbereichen und bieten unsere Hilfe an.“
Zuletzt konnte etwa beim Michaelerplatz erst auf Intervention des 54-köpfigen Denkmalbeirats eine Adaptierung der Umgestaltungspläne erzielt werden. Laut Idam ist nun das BDA, das die Arbeiten am Belvedere genehmigt hatte, am Zug.
Dort wusste man zunächst noch nichts vom dringlichen Begehren des Denkmalbeirats. Allgemein betonte eine Sprecherin, dass die Restaurierung „vom Bundesdenkmalamt professionell und faktenbasierend aufgrund eingehender Untersuchungen und Befundungen betreut“ werde. Die Zerstörungen an den ersten Fenstern sei „ein Ausführungsfehler“ gewesen: „Die fachgerechte Restaurierung und formale Rückführung wurde bereits eingeleitet.“
Beim UNESCO-Nationalkomitee – das Belvedere ist Teil des Weltkulturerbes „Wiens historisches Zentrum“ – wollte man sich offiziell nicht dazu äußern. Aus UNESCO-Kreisen hieß es zum KURIER, dass man die Causa genau beobachte und auf eine rasche Einigung auf Ebene der Denkmalpflege hoffe.
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