Reparaturbon und Repair-Festival kehren nach Wien zurück

Reparaturbon und Repair-Festival kehren nach Wien zurück
Sowohl die Förderschiene der Stadt als auch das dreiwöchige Festival wollen Reparatur statt Neukauf weiter fördern.

„Reparieren statt wegwerfen“ ist nicht nur ein Trend, es steht auch zunehmend auf der politischen Agenda. Und das mit gutem Grund: Reparieren schont das Klima, die endlichen Ressourcen, die Umwelt, die Brieftaschen der Konsumentinnen und Konsumenten – und die lokale Wirtschaft.

In diesem Sinne ist auch die am Mittwoch bekannt gegebene Wiedereinführung des „Wiener Reparaturbons“ zu verstehen. Nach zweijähriger Pause fördert die Stadt ab 21. Oktober wieder Reparaturen aller Art mit 50 Prozent der Kosten (bei einem maximalen Förderbetrag von 100 Euro) sowie Kostenvoranschläge bis zu 55 Euro.

Ergänzung zum bundesweiten Reparaturbonus

Dem nur auf Elektrogeräte anwendbaren Bundes-Reparaturbonus kommt man damit übrigens nicht in die Quere, diese sind vom Wiener System nun nämlich ausgenommen.

Gleichzeitig lag die Wiener Pause genau an dem im April 2022 eingeführten Bundesbonus. In der Zwischenzeit ließ die Stadt ihr eigenes, erstmals im Herbst 2020 aufgelegtes, Förderregime extern überprüfen. Mit klarem Ergebnis: „Die Evaluierung hat gezeigt, es macht maximalen Sinn“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). „Und dann war die Frage nur mehr: Wie kann man die Systeme sinnvoll komplementär gestalten?“

Der Ausschluss elektrischer und elektronischer Geräte soll den Wiener Bonus nicht schmälern. Im Gegenteil, sagt Czernohorszky: Bei der Reparatur nicht-elektronischer Produkte sei die Klimawirkung „besonders hoch“. Das Österreichische Ökologieinstitut hat ausgerechnet, dass die Reparatur eines Smartphones im Schnitt 7,33 Kilogramm CO2 vermeidet, jene eines Fahrrades 152,55 Kilogramm.

Bisher entfiel der Großteil auf Elektronik

Inwiefern der neue Wiener Bon auch ausgeschöpft wird, wird sich zeigen. 1,2 Millionen Euro stehen dafür bis 2027 zur Verfügung. In den bisherigen drei Aktionsfenstern wurden mehr als 35.000 Gegenstände instand gesetzt, wodurch 2.700 Tonnen CO2 und 352 Tonnen Abfall eingespart wurden. Elektrische und elektronische Geräte machten mit 59 Prozent aber das Gros der geförderten Reparaturen aus.

Unter Karin Haiders Kundinnen und Kunden wird die Freude über die Neuauflage des Wiener Bons jedenfalls groß sein. Um die 20 Anfragen pro Woche erhalte sie dazu, sagt die Betreiberin des „Puppendoktors“ am Stubenring, mittlerweile habe sie sogar eine Warteliste angelegt.

24 Tage Reparatur
Zum zweiten Mal wird in den kommenden drei Wochen die Kulturtechnik der Reparatur gefeiert.

Drei Stationen
Die erste Woche des Programms geht im Kulturhaus Brotfabrik in Favoriten über die Bühne. Die zweite im Volkskundemuseum und die dritte in den Soho Studios in Ottakring.

130 Veranstaltungen
stehen im Programm – darunter viele Workshops. Dazu kommen drei Ausstellungen. Der Eintritt ist frei. Info und Anmeldung: repair-festival.wien

Generell liegt der Anteil von Reparaturen zu Neukäufen in ihrem Geschäft bei etwa 60 zu 40; während der Aktionszeiträume des Reparaturbons sei er noch deutlich mehr zugunsten der Reparaturen ausgeschlagen. „Gewaltig“ sei die Wirkung beim letzten Mal zu spüren gewesen, „ein Segen“ darum die Neuauflage, gerade angesichts der zunehmend spürbaren wirtschaftlichen Lage.

Neuauflage des Bons wird allgemein begrüßt

Begrüßt wird das Programm auch von Umwelt-NGOs – und von Tina Zickler. Die Kuratorin des am Freitag beginnenden Repair-Festivals (siehe Infobox oben) ist „begeistert“, sei die Stadt doch Pionierin in dem Bereich gewesen. „Ohne Bon würden die Leute weniger reparieren lassen“, ist sie überzeugt.

Generell nimmt der Stellenwert von Reparaturen, Re-Use und Kreislaufwirtschaft zu, sagt Zickler. Diese Entwicklung weiter zu fördern und die Menschen in diesem Sinne zu inspirieren, ist erklärtes Ziel des Repair-Festivals. Insbesondere den Ressourcenverbrauch der Textilindustrie nimmt Zickler mit dem Programm ins Visier, sei diese doch nach der Ölindustrie „die zweitdreckigste Branche weltweit“.

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