Rassismus gegen Muslime: Meldungen haben sich verdoppelt

Rassismus gegen Muslime: Meldungen haben sich verdoppelt
Dokustelle Islamfeindlichkeit berichtet von 1.051 Fällen im Vorjahr. Das sind fast doppelt so viele Vorfälle wie im Jahr zuvor.

Rassistische Aktionen gegen Muslime nehmen in Österreich stark zu. Die Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit registrierte im vergangenen Jahr 1.051 Fälle. Zum Vergleich: 2018 waren es 540. Das bedeutet einen Anstieg von etwa 95 Prozent. Der Großteil der Fälle betrifft die Verbreitung von Hass und Verhetzung.

Dieser Bereich umfasste im Jahr 2019 genau 760 Fälle, teilte die Dokumentationsstelle am Donnerstag mit. Sie führt die Zunahme auf ein intensiveres Monitoring von Medien und Social Media zurück. Denn 92 Prozent der dokumentierten Fälle von Verbreitung von Hass und Verhetzung passierten im Internet.

Männer waren öfter Ziel von Rassismus

In 118 weiteren Fällen (11 Prozent) kam es laut dem 5. antimuslimischen Rassismus Report zu Beleidigungen, in 79 Fällen (7 Prozent) zu Sachbeschädigung und in 43 Fällen (4 Prozent) zu Ungleichbehandlung. Diese Fälle spielten sich hauptsächlich im Offline-Bereich ab.

Zum ersten Mal zeigt die Aufschlüsselung nach Geschlecht, dass Männer öfter Ziel rassistischer Aktionen sind als Frauen. Von insgesamt 193 Fällen, bei denen das Geschlecht bekannt ist, waren 105-mal Männer betroffen. Registrierte Handlungen, die sich gegen muslimische Männer richteten, passierten zum Großteil im Internet (knapp 90 Prozent) und betrafen vor allem die Verbreitung von Hass. Handlungen gegen muslimische Frauen vollzogen sich zu 85 Prozent im Offline-Bereich. In der Hälfte der Fälle wurden die Betroffenen verbal beleidigt.

FPÖ-Kampagnen

Besonders hoch waren die Fallzahlen 2019 im April (143), Oktober (137), März (117) und Mai (116). Die Dokumentationsstelle sieht hier einen Zusammenhang mit einer Kampagne der FPÖ, die Begriffe wie „Bevölkerungsaustausch“ und „schrittweise Islamisierung“ verwendete. Außerdem wird vermutet, dass der Beschluss über das Kopftuchverbot an Volksschulen zu einer antimuslimisch rassistischen Stimmung in Österreich geführt hat.

Auch Kritik an der Kopftuchdebatte findet sich in dem Report. Demnach werde das Kopftuch in Österreich als politisches Symbol missbraucht - die Beweggründe muslimischer Frauen, ein Kopftuch zu tragen, würden ignoriert. Außerdem werde das Kopftuch als Gefahr für die Geschlechtergleichberechtigung dargestellt, lautet die Kritik.

Die Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit fordert von der Regierung unter anderem eine Aufhebung des Kopftuchverbots, weil dieses muslimischen Mädchen den Zugang zu Bildung erschweren könne. Außerdem wünscht man sich von den politischen Entscheidungsträgern die Entwicklung einer Arbeitsdefinition von Islamfeindlichkeit bzw. antimuslimischem Rassismus. Weiters brauche es einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Rassismus.

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