Punschen mit Beigeschmack

Einer geht noch: Die karitativen Punschstände sind bei den Österreichern sehr beliebt. Auf der Mariahilfer Straße sind schon am späten Nachmittag vielen beim „Spenden“.
Mit karitativen Punschständen wird viel Geld gemacht. Aber heiligt der gute Zweck den Alkoholkonsum?

Einen trinken wir noch. Ist ja für eine gute Sache.“ Diesen Satz hört man in Österreich zurzeit öfter. Das Trinken für den „guten Zweck“ erscheint als willkommene Ausrede für – teils übermäßigen – Alkoholkonsum.

Allein in Wien gibt es dieses Jahr 50 Standln, die während der Adventszeit Punsch mit der Geschmacksnote „gutes Gewissen“ verkaufen. An den Wochenenden kommen noch 120 dazu. „Es gibt mehrere problematische Faktoren“, meint Michael Musalek, medizinischer Leiter der Anton-Proksch-Suchtklinik. Zum einen wisse man nie, wie viel Alkohol die Getränke enthalten. Andererseits regt der karitative Hintergrund zum Trinken an: „Wenn man Alkohol für den guten Zweck verkauft, dann motiviert man zum Trinken. Die Konsumenten verlieren so schneller das Bewusstsein dafür.“

Punschen mit Beigeschmack
Punschen Birgit Kohn

Kinderpunsch

Die einzige alkoholfreie Alternative bleibt oft der Kinderpunsch. Doch laut Experten Musalek sei schon allein der Name für viele ein Hindernis, einen solchen zu trinken: „Für einen Mann mittleren Alters ist es einfach nicht angemessen, Kinderpunsch zu bestellen. Würde man es stattdessen als Tee bezeichnen, dann hätten sicher weniger Menschen ein Problem damit.“

Punschen mit Beigeschmack
Punsch Phillip-Martin Almer

Als der KURIER bei Wiens Charity-Punschstandln vorbeischaut, findet sich nur eine Dame, die Mut zum Kinderpunsch beweist: „Ich finde es nicht gut, wenn bei solchen Ständen viel getrunken wird. Es soll um die gute Sache gehen und nicht um den Alkohol“, sagt Birgit Kohn. Viele andere Besucher sind trotz der relativ frühen Stunde um 16.30 Uhr bereits beim zweiten oder dritten Getränk. Obwohl die meisten das Thema Trinken und Wohltätigkeit auf Nachfrage durchaus kritisch sehen: „Es fördert schon das Trinken, wenn man weiß, dass man damit auch spendet. Ich habe mir auch gedacht, dass sich die Standler damit teilweise ihre eigenen Kunden schaffen“, scherzt Philipp-Martin Almer, als er beim Standl für die „Gruft“ gerade seinen Glühwein genießt.

Punschen mit Beigeschmack
Punschen Patrick Lashing

Sein Freund Patrick Lashing stimmt dieser Aussage nickend zu: „Ja, man trinkt eher noch einen mehr, wenn man sich denkt, dass man damit etwas Gutes tut.“ Der Gruft-Stand in der Mariahilfer Straße ist einer der bekanntesten Wiens. Im Vorjahr wurden 30.000 Euro eingenommen, was 600 Winterpaketen für Obdachlose entspricht. Damit sichert der Alkoholkonsum das winterliche Überleben der Ärmsten in Wien.

Die Caritas Kärnten verzichtet hingegen auf Punschstände: Mit Alkohol sollen keine Spenden gesammelt werden, heißt es dort. Schließlich betreibt die Caritas selbst auch eine Suchtberatung. Geld durch Alkoholkonsum zu sammeln wäre paradox.

Teure Spende

Wer nach übermäßigem Punschkonsum im Krankenhaus landet, kann übrigens auf den Kosten sitzen bleiben: Die Krankenkasse muss nur zahlen, wenn es einer fortgesetzten Beobachtung bedarf. Zu große Spendenfreudigkeit kann also teuer kommen: Der Tag im Spital kostet um die 600 Euro.

Im 17. Jahrhundert brachten ihn englische Seeleute nach Europa – den Punsch. Das mit Abstand beliebteste Wintergetränk der Österreicher kommt ursprünglich aus Indien und wurde dort bereits vor Hunderten Jahren aus vergorener Reismaische gewonnen.

Schon damals war Punsch also alkoholhaltig. Für alle, die das Heißgetränk aber auch gerne ohne Alkohol genießen, hat Starkoch Bernie Rieder ein gleichwohl köstliches wie einfaches Rezept parat.

Punschen mit Beigeschmack
BILD zu TP/OTS - Bernie Rieder kocht beim 1. Ski Dine Wine Spirit im 5* Hotel Oberforsthof

Denn die besondere indische Note und der beliebte Geschmack nach Weihnachten muss nicht zwingend mit Alkohol erzeugt werden. Das Rezept des beliebten österreichischen Kochs hat viel Raffinesse und ist weitaus mehr, als der bei Erwachsenen oft verhasste Kinderpunsch. Der wichtigste Tipp von Profi Bernie Rieder: „Der Punsch darf nur erhitzt werden. Man muss unbedingt darauf achten, dass die Zutaten nicht zu kochen beginnen.“ Dann besteht die Gefahr, dass das süße Heißgetränk schnell bitter wird.

Die Zubereitungsvarianten sind unzählig. Beinahe jeder Punsch-Fan hat sein eigenes Rezept. Der Punsch von Bernie Rieder ist jedenfalls ein guter Tipp für Punschgenuss mit der ganzen Familie.

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