Die Jagd auf ein Phantom
In einschlägigen Foren wird "Puber" als Grippe und Plage beschrieben, die von Zürich auf Wien übertragen wurde. Tatsächlich sorgt der Sprayer für gehöriges Aufsehen in der Stadt. Der Schaden geht bereits in die Zigtausende. Die Polizei hat einen Beamten des Landeskriminalamtes abgestellt, nur um ihn zu fangen. Dabei weiß man mittlerweile, wer sich hinter dem Phantom versteckt – doch das reicht noch nicht, um ihn zu überführen.
Im Frühjahr 2012 hat der Spuk vor allem in Wien-Josefstadt begonnen. Seither finden sich die Puber-Schriftzüge in halb Wien. Der Schweizer bricht alle Gesetze der Szene und übermalt auch fremde Graffitis in Serie. Quantität statt Qualität steht bei ihm im Vordergrund. Sein Tag, wie die Schriftzüge genannt werden, ist künstlerisch wenig wertvoll. "Ich will überall meinen Namen sehen, auf jeder Wand", sagte er vor Jahren gegenüber dem Schweizer Tagesanzeiger.
Fest steht, dass "Puber" in Wien bereits über 50.000 Euro Schaden angerichtet hat und 29 Jahre alt ist. Geboren wurde er in Zürich. Kritik verträgt er nicht. Das Magazin the gap nannte ihn "Puber"tär, worauf die Redaktion eines Nachts von ihm vollgeschmiert wurde. Es soll auch schon zu Schlägereien zwischen "Puber" und echten Graffiti-Künstlern gekommen sein.
In der Szene wird er gehasst. Auch weil die Polizei nun vermehrt unterwegs ist, um Sprayer zu kontrollieren. Erst am Freitag wurde wieder einer auf frische Tat erwischt. Doch "Puber" stellt sich ziemlich schlau an, weiß man auch bei der Polizei. Er verwendet sogar unterschiedliche Fabrikate bei den Spraydosen, damit ihm nicht nachgewiesen werden kann, dass er für die gesamten Schriftzüge verantwortlich ist.
Das Landeskriminalamt hat sogar einen Grafologen engagiert, doch die Tags gelten nicht wie eine Unterschrift, sondern als Kunstwerk – das leicht kopiert werden könne. Also gibt es gleich mehrere Phantome?
"Nein, es ist ganz sicher nur einer", sagt Barbara Riehs von der Wiener Polizei. Es gibt sogar einen Beweis, dass der Schweizer und der Wiener "Puber" ein und dieselbe Person sind. Doch die Polizei darf nicht per Bild nach ihm fahnden, weil die Staatsanwaltschaft keine Erlaubnis dazu gibt. Es gibt nur die Anordnung, ihn zu einer Befragung vorzuführen, falls er einmal erwischt wird.
Laut Informationen aus der Szene soll "Puber" in einer Dreier-Wohngemeinschaft von Sprayern Unterschlupf gefunden haben, wo er nicht gemeldet ist. Er gehört der Gruppierung ULFS an, was für "Ultimate Fighters" steht. Angeblich fällt der Schweizer durch extremen Schwulenhass auf, er soll Homosexuelle schon mehrfach attackiert haben. Der 29-Jährige dürfte auch in Spanien schon einige Monate in Haft verbracht haben, berichtet das Online-Magazin Vice.
Die Szene schlägt bereits zurück und übermalt ihrerseits die Tags von Puber, den sie verächtlich "Puh-Bär" nennen. "Reiß dich zamm" wird ihm ausgerichtet. Die Polizei hofft nun, den Schweizer auf frischer Tat zu erwischen. Riehs: "Wer ihn beim Sprayen sieht, sollte den Notruf 133 alarmieren."
Graffiti als Kunst
Bis zu einer halben Million Euro werden für Graffiti-Kunstwerke mittlerweile bezahlt – etwa für jene des Künstlers Bansky, der auch lange Zeit in Wien aktiv war.
Rund 100 Sprayer sind aktiv, die meisten zwischen 25 und 40 Jahre alt. Oft sind die Künstler aus gutem Hause und haben einen Studienabschluss. Bei illegalen Graffitis arbeitet meist eine Gruppe zusammen, die ausspäht und Schmiere steht.
Bilder stammen aus dem August 2013
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