Armbruch bei Kindergeburtstag: "Das hat jetzt sein müssen"

Der angeklagte Anwalt (rechts) bestreitet die Vorwürfe.
Angeklagter behauptet, das Mädchen sei ihm aus Händen geglitten. Das Kind sagt, er habe sie weggeschleudert.

Ein Wiener Rechtsanwalt mit nicht ganz unbekanntem Namen steht vor Gericht, weil er auf einem Kindergeburtstag einem Mädchen den Arm gebrochen haben soll. Renommee ist das keines, daher verbirgt der Advokat vor den Fotografen sein Gesicht. Er mag nicht "als Amokläufer" hingestellt werden, sagt der 42-Jährige, dem das angeblich zappelnde Kind bloß "aus den Händen gerutscht" sein will.

Armbruch bei Kindergeburtstag: "Das hat jetzt sein müssen"
Bildunterschrift
Das kann die Mutter des Mädchens nicht mitanhören. In einem theatralischen Auftritt stürmt sie Mittwoch kurz nach Prozessbeginn mit dem Ausruf: "Mir wird schlecht! Ich muss gehen!" aus dem Verhandlungssaal.

Die neunjährige Jessica bringt bei ihrer in einem Nebenraum durchgeführten und per Video übertragenen ruhigen Befragung die Angelegenheit auf den Boden zurück. Nur ein Mal schimmert offenbar Eingelerntes durch, als sie zur Erklärung ihres Armbruchs sagt: "Wenn ich zappel und runterrutsche, kann ich ja nicht so weit runterfallen."

Auf der Kinderparty am 24. Jänner in einem Turnsaal unter den Wiener Gürtelbögen gab es Streit um eine aus Matten gebaute Rutsche. Die fünfjährige Tochter des Anwalts wollte nicht, dass die größeren Kinder auch damit spielen. Der Anwalt soll von seinem weinenden Kind schon etwas genervt gewesen sein. Dann wurde er von einer Freundin seiner Tochter zu Hilfe geholt, suchte sein Kind ("Zwetschki, wo bist du?") und fand es verängstigt hinter einem großen Ball in einer dunklen Ecke. Er habe sie noch nie so erlebt. Daraufhin stellte er Jessica zur Rede, und als diese nicht reagierte, hob er sie mit den Worten am Arm hoch: "Was ist hier los?"

Schlechte Idee

Richterin Olivia-Nina Frigo: "Waren Sie aufgebracht?" – "Gelassen war ich nicht." – "Warum haben Sie sich zu Jessica nicht hinuntergebeugt, statt sie hochzuziehen?" – "Das war eine schlechte Idee, aber ich wollte das nicht auf sich beruhen lassen." Sie habe sich gewunden "und plötzlich hatte ich sie nicht mehr in den Händen", sagt der Angeklagte. Richterin: "Und dann sind Sie einfach weggegangen?" Da der Turnsaal mit Matten ausgelegt war, habe er nicht geglaubt, dass etwas passiert sei. Richterin: "Aber wenn ein Kind weint?" – "Wäre das auf der Straße passiert, mit Beton, wäre das etwas anderes", beharrt der Angeklagte. Außerdem habe er sich um sein eigenes Kind kümmern müssen.

Jessica sagt, sie habe der Kleinen nichts angetan. Deren Vater habe sie "derwischt und weggeschleudert. Ich habe vor Schmerz geschrien und in die Hose gemacht." Nachher habe er gesagt: "Das hat jetzt sein müssen." Auch zu Jessicas Tante soll der Anwalt im Abgang gesagt haben: "Das war jetzt notwendig." Dabei soll er einen "aggressiven Eindruck gemacht" haben.

Jessica erlitt einen komplizierten Oberarmbruch, musste zwei Eingriffe über sich ergehen lassen und soll unter Albträumen gelitten haben. Weil eine Zeugin fehlte, wurde vertagt.

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