Prügel im Keller für angeblichen Vergewaltiger: Unbedingte Haft für junge Wiener

Prügel im Keller für angeblichen Vergewaltiger: Unbedingte Haft für junge Wiener
Burschen nahmen Gesetz selbst in die Hand und verdroschen einen Gleichaltrigen. Jetzt müssen sie selbst in Haft.

Die beiden Burschen (17 und 19 Jahre), die am Donnerstag im Landesgericht für Strafsachen Wien auf der Anklagebank Platz nehmen, kennen das Prozedere bereits. Beide haben jeweils zwei Vorstrafen wegen Raubes, unter anderem hatten sie Tankstellen überfallen.

Diese Verurteilungen dürften wenig aber Eindruck auf sie gemacht haben. Denn im vergangenen Mai zerrten sie gemeinsam mit einem weiteren Täter einen jungen Mann in einen Keller beim Max-Winter-Platz und prügelten auf das Opfer ein. Um Eindruck zu hinterlassen, zückten sie auch ihre Schreckschusspistolen.

"Kann sowas nicht leiden"

Warum das Ganze? Ein Video machte die Runde. Darauf zu sehen sein soll der Missbrauch eines elfjährigen Mädchens. Das spätere Opfer soll dabei der Täter sein. "Ich habe eine gute Freundin, die sexuell missbraucht wurde. Ich kann sowas nicht leiden", erklärt der 19-jährige Angeklagte. "Und deshalb nehmen Sie das Gesetz selbst in die Hand?", fragt die Richterin.

Ob das spätere Opfer überhaupt der Missbrauchstäter war, ist nicht ganz klar. Und auch die Rolle des dritten Schlägers (er wurde bereits rechtskräftig verurteilt, Anm.) ist etwas rätselhaft.

Die beiden Angeklagten sprechen davon, befreundet gewesen zu sein. Sie hätten beide einen Anruf des Dritten erhalten. Einmal, weil "etwas Schlimmes passiert" sei, das andere Mal, weil ihn andere Männer schlagen wollen würden. 

Der Dritte allerdings erklärt, die Angeklagten gar nicht zu kennen. Er habe sie zufällig am Stephansplatz getroffen. "Dann haben sie gesagt, ich soll mitkommen." Warum er mitging? "Aus Angst", wie der nun als Zeuge geladene Bursche ausführt.

Im Keller jedenfalls fragte man den angeblichen Kindervergewaltiger, ob er auf dem Video zu sehen sei - was er mehrmals bestritt. Doch die Schreckschusspistolen, die ihm angehalten wurden, entlockten ihm ein "Ja, ich war's". Daraufhin wurde auf ihn eingeprügelt und getreten. Das Handy wurde ihm weggenommen.

Von all dem will der Zeuge, der die ganze Zeit dabei war, nichts mitbekommen haben. Er kenne weder dieses Video, noch habe er gesehen, dass Waffen gezogen wurden. "Verkaufen Sie mich nicht für blöd", platzt der Richterin der Kragen. 

Beweisvideo bringt Zeugen zum Schweigen

Als Anwalt Florian Kreiner, der den 19-jährigen Tschetschenen vertritt, schließlich Videos präsentiert, auf denen der Zeuge mit den zwei Angeklagten auf einem Boot feiert, schweigt der Zeuge. "Jetzt sagen'S nix mehr, gell?" stellt auch die Richterin fest.

Prügel im Keller für angeblichen Vergewaltiger: Unbedingte Haft für junge Wiener

Anwalt Florian Kreiner

Die Angeklagten jedenfalls zeigen sich geständig, ihr Opfer verdroschen zu haben. Bei dem jungen Mann wurde neben Prellungen und Zerrungen auch ein posttraumatisches Belastungstrauma festgestellt. Er traut sich seither nicht mehr aus der Wohnung. 

Urteile: Zehn bzw. sechs Monate unbedingte Haft wegen versuchter schwerer Nötigung und schwerer Körperverletzung. Rechtskräftig.

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