Prozess: Opfer von Mordversuch wurde wieder misshandelt

Prozess versuchte Vergewaltigung Wien
Zusammenfassung
- Eine obdachlose Frau wurde Opfer eines brutalen Angriffs, bei dem ein Mann sie schwer verletzte und versuchte, sie zu vergewaltigen.
Der Täter, der unter Schizophrenie leidet und zum Tatzeitpunkt alkoholisiert war, wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt und in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
Die 40-jährige Frau, die am Montag mit dem Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht wird, ist nicht zum ersten Mal zum Opfer geworden. Ihr Ex-Lebensgefährte hatte versucht, sie zu töten – er wurde vor einem Jahr wegen Mordversuchs verurteilt.
Am Montag ist es ein anderer Mann, der der Frau massive Verletzungen im Gesicht zugefügt haben soll: Es war der 28. August des Vorjahres. Die Frau, sie ist obdachlos, saß vor einer Obdachloseneinrichtung im 16. Bezirk.
Plötzlich versuchte der fremde Mann, sie zu küssen. Als sie sich wegdrehte, trat er mit voller Wucht auf das Opfer ein. Er zog der Frau die Hose herunter, wollte sie vergewaltigen.
Die Verletzungen, die das Opfer erlitten hat, sind vor allem im Gesicht massiv. „Ich muss Sie warnen, das sind verstörende Bilder“, sagt der vorsitzende Richter Philipp Krasa. Das Gesicht der Frau ist komplett mit Blut verschmiert. Sie hatte unter anderem einen verschobenen Nasenbeinbruch erlitten. „Das ist schrecklich. Es tut mir extrem leid“, sagt der 28-jährige Niederösterreicher, der sich deshalb vor Gericht verantworten muss.
Blutlache
Der Mann leidet unter Schizophrenie. Am Tag der Tat hatte er laut eigenen Angaben zudem zwei Flaschen Wodka getrunken. „Ich kann mich nur an den letzten Tritt erinnern. Dann habe ich Angst bekommen und bin weggelaufen“, schildert er. Die Polizei nahm ihn wenig später fest, dokumentierte die Blutspritzer auf seiner Kleidung, auf seinen Schuhen und die Blutlachen auf der Straße.
„Ich habe noch nie jemanden angegriffen. Ich glaube, das war eine Alkohol-Psychose“, meint der Beschuldigte. „Normal bin ich nicht gewalttätig.“
Kleider vom Leib gerissen
Eine Zeugin, die den Vorfall aus dem Fenster beobachtete, erinnert sich: „Er hat sie an den Haaren gepackt, ihr ins Gesicht getreten.“ Da rief sie zum ersten Mal die Polizei. Als sie sah, dass die Frau plötzlich halbnackt war, rief sie noch einmal an. „Damit die Polizisten schneller kommen.“ Das Opfer, so erinnert sich die Zeugin, habe nicht geschrien.
Das Opfer selbst sagt vor Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus.
"Ihr Leben ist sowieso schon grenzwertig zwischen Notschlafstelle und auf der Straße. Beim ersten Angriff ist sie knapp mit dem Leben davongekommen. Sie gerät immer wieder an Personen wie den Angeklagten", sagt der Anwalt der Frau.
Vorsätze
Wie es mit dem Mann weitergehen soll? „Ich will ein Colleg für Energietechnik besuchen und dann als Ingenieur arbeiten“, sagt er. „Ich werde wöchentlich zur Suchtberatung gehen, zum Psychiater und ich werde meine Medikamente nehmen. Sollte ich rückfällig werden, lasse ich mich selbst einweisen.“
Daran hat der psychiatrische Gutachter Peter Hofmann Zweifel: "Das war ein fulminanter Ausbruch schwerster Aggressionshandlungen." Würde der Mann in Freiheit kommen, sei zu befürchten, dass es zu neuerlichen Angriffen kommt. "Für ihn gibt es nichts zu verlieren. Er hat kein Zuhause, es gibt keine therapeutische Schiene."
Der Richter verurteilte den Mann schließlich zu sechs Jahren Haft und folgte der Empfehlung von Hofmann, den 28-Jährigen in einem forensisch-therapeutischen Zentrum unterzubringen. Das Urteil ist rechtskräftig.
Kommentare