Es war ein Flüchtlingsdrama, das weltweit für Schlagzeilen sorgte: Am 14. Juni 2023 sank der heillos überfüllte Fischkutter „Adriana“ im Mittelmeer. 750 Menschen waren zu dem Zeitpunkt an Bord. Nur 100 überlebten.
Seit März beschäftigt diese Tragödie auch das Landesgericht für Strafsachen in Wien. Denn zwei Syrer (vertreten von Wissam Barbar und Peter Philipp), die in Ottakring leben, sollen in die Schleppungen involviert gewesen sein. Fünf Personen sollen mit ihrer Hilfe das Schiff bestiegen haben – vier starben.
Am Freitag fielen die Urteile:
Zwei Jahre und zehn Monate Haft für den 27-jährigen Erstangeklagten. Acht Monate bedingt für den Zweitangeklagten; nicht rechtskräftig.
Erste Spur nach Wien
Ins Rollen kamen die Ermittlungen in Deutschland, als die Mutter eines Toten Vermisstenanzeige erstattete. Sie erzählte der Polizei von einem Kontakt in Wien, der die Schleppung organisiert haben soll. Bei Hausdurchsuchungen stellten die Ermittler Handys und Notizen sicher, bei denen Geldübergaben und -überweisungen aufgezeichnet waren.
Abgelegt war der Fischkutter vor Libyen. „Es war eine sechs Tage lange Irrfahrt ohne Essen und Wasser“, beschrieb die Staatsanwältin. Es gab kein Ruder, gelenkt wurde das Schiff mit Gewichtsverteilung der Passagiere. Noch vor der Katastrophe wurde der Kapitän erstochen. „Es muss ein Horrortrip gewesen sein“, sagt auch Anwalt Barbar.
Geldübergaben
4.000 Dollar, so beschrieben es Überlebende, hätten sie für die Schleppung nach Europa bezahlt. Ein 40-Jähriger, der auf diese Weise seinen kleinen Neffen aus Syrien holen wollte, wird per Videoschaltung aus Schweden im Prozess befragt. Den Erstangeklagten erkennt der Mann sofort. „Ihm habe ich das Geld übergeben“, sagt er.
Der Angeklagte kam selbst erst vor drei Jahren als Flüchtling nach Österreich, arbeitete bis zur Untersuchungshaft als Taxifahrer. Auf der Adriana befanden sich auch zwei seiner Cousins und Menschen aus seinem Dorf.
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