Prozess: Falscher Polizist nahm Frauen mehr als 500.000 Euro ab

Banker verspielte 500.000 Euro, Prozess am Wiener Landesgericht
In einem Fall holte das Opfer laut Anklage fünf Kilogramm Gold aus einem Banksafe und übergab es 42-Jährigem. Der Angeklagte verweigerte die Aussage.

Wegen schweren Raubes, Amtsanmaßung und schweren gewerbsmäßigen Betrugs hat sich ein 42-Jähriger am Freitag am Wiener Landesgericht verantworten müssen. Er soll Teil einer Bande sein, die sich fälschlicherweise als Polizeibeamte ausgeben, vorwiegend ältere Frauen kontaktieren und diese dazu bringen, ihnen Bargeld und Schmuck herauszugeben. Dem Angeklagten werden fünf Fakten mit einem Schaden von mehr als 500.000 Euro zugeschrieben. Er war nicht geständig.

Allein bei einer 75-Jährigen soll der Angeklagte Mitte Jänner 2020 Gold im Wert von fast einer Viertelmillion Euro erbeutet haben, indem er ihr weismachte, er müsse ihre Wertgegenstände überprüfen. Darauf holte die Frau aus ihrem Safe Goldbarren und -münzen mit einem Gesamtgewicht von fünf Kilogramm und übergab es dem vermeintlichen Polizeibeamten.

Die anderen vier Vorfälle hatten sich bereits im Jahr 2019 zugetragen, wobei der Angeklagte eines der Opfer - eine damals 76 Jahre alte Frau - mit einem Pfefferspray attackiert und anschließend mit einer Schmuckkassette zu Boden geschlagen haben soll. Diese zauderte im letzten Moment, ob sie ihm ihre Wertsachen überlassen sollte. Indem er ihr eine Schädelprellung und einen Bluterguss am rechten Auge zufügte, soll er sich mit roher Gewalt ihren Schmuck und Bargeld im Wert von 67.000 Euro angeeignet haben.

Übersetzung fehlte - Prozess vertagt

Der Angeklagte will aber zum Zeitpunkt des Raubes in Serbien im Krankenhaus gewesen sein. Dieses vermeintliche Alibi wollte das Wiener Gericht am Freitag im Weg einer Videokonferenz mit Belgrad überprüfen - eine Ärztin, die den 42-Jährigen im Oktober 2019 untersucht haben soll, war aber ihrer Ladung nicht nachgekommen.

Verhandlung am Landesgericht Wien

Der Prozess wurde vertagt

Der Wiener Richter ersuchte daraufhin, dieser auf kurzem Weg sechs konkrete Fragen zu übermitteln und möglichst rasch im Weg der Rechtshilfe die Antworten zu übermitteln. Immerhin befindet sich der Angeklagte seit Jänner 2020 und damit deutlich länger als zwei Jahre in U-Haft.

Die Antwort des serbischen Richters erstaunte die anwesenden Prozessbeobachter. Mit den ihm übermittelten Fragen könne er nichts anfangen, meinte er sinngemäß. Diese wären in englischer Sprache gehalten, müssten beglaubigt auf serbisch übersetzt werden, er wisse nicht, wie lange das daure. „Das letzte Ersuchen hat schon Monate gedauert“, warf der Wiener Richter leicht verzweifelt ein, um so dann die Verhandlung auf Juli zu vertagen.

Belastendes DNA-Gutachten

Der Angeklagte machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Wie sein Rechtsbeistand erklärte, bestreitet er, Teil einer kriminellen Organisation zu sein, die es als falsche Polizisten auf ältere Opfer abgesehen hat. Belastet wird der 42-Jährige von einem DNA-Gutachten - im Pkw eines Bandenmitglieds war eine Haube mit seinen DNA-Spuren entdeckt worden.

Der 42-Jährige hält dem entgegen, dass er den Besitzer des Pkw kenne, mit dessen allfälligen kriminellen Verstrickungen habe er aber nichts zu tun. Er habe nur irgendwann seine Haube in dessen Auto liegen gelassen.

Einige der überfallenen Opfer wurden bereits als Zeuginnen vernommen. Sie taten sich schwer, im Angeklagten den Mann wieder zu erkennen, dem sie ihre Wertsachen überlassen hatten. Der 42-Jährige bleibt bis zum nächsten Verhandlungstermin weiter in U-Haft.

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