Bankomatsprenger reumütig: Mehrjährige Haftstrafen für Niederländer
Mit dunkler Kleidung und Sturmhauben brechen die Männer gegen 4 Uhr Früh in die Bank-Austria-Filiale in der Leopoldstadt ein. Sie deponieren den Sprengstoff, Sekunden später bersten die Glasscheiben, alles liegt in Schutt und Asche. Die Männer rennen mit Taschenlampen in das rauchende Gebäude und räumen die Geldnoten in die Tasche.
Zu sehen ist all dies auf einem Video, das am Donnerstag im Landesgericht für Strafsachen abgespielt wurde. Auf der Anklagebank sitzen drei Niederländer, denen die Staatsanwaltschaft vier Bankomatsprengungen in Wien und Salzburg vorwirft.
Sie alle zeigen sich schuldig – und gestehen ihre Taten. So dauert es nicht lange, bis am Donnerstag die Urteile fallen: Das Trio wurde nicht rechtskräftig zu Haftstrafen von neun, zwölf und acht Jahren verurteilt. Die drei Männer verübten die Sprengungen in unterschiedlichen Konstellationen, erläuterte der Staatsanwalt.
Am 12. Februar kam es zum ersten Coup bei einer Bankfiliale in der Wienerbergstraße. „Meinem Mandanten wurde schnelles Geld in Aussicht gestellt“, sagte der Verteidiger des erstangeklagten 24-Jährigen. Er sei in sozial schwachen Verhältnissen aufgewachsen, das Geld sei für seine Familie gewesen.
"Es war immer alles vorbereitet"
„Ich habe im Vorfeld nicht überlegt, wie groß der Schaden ist und auch nicht an die Konsequenzen gedacht“, sagte der Erstangeklagte, der sich selbst als Mitläufer bezeichnete. Der 24-Jährige ist bereits vierfach vorbestraft und wurde im Rahmen einer früheren Verurteilung in den Niederlanden als nicht zurechnungsfähig eingestuft. Über einen Mittelsmann kam der 24-Jährige schließlich nach Österreich. „Es war immer alles vorbereitet für uns, Wohnungen waren angemietet und Autos wurden zur Verfügung gestellt“, berichteten die Angeklagten.
Der Coup am 12. Februar scheiterte aber, weil der Sprengstoff nicht explodierte. „Eigentlich wollte mein Mandant zu dem Zeitpunkt aufhören, aber mit Salzburg bot sich dann eine weitere Chance“, erklärte der Anwalt des 24-Jährigen.
Bankomat mit Brecheisen aufgezwängt
In Salzburg hatten die Bankomatsprenger dann mehr Glück. Nachdem sie einen Bankomaten mit einem Brecheisen aufgezwängt hatten, brachten sie ein Sprengstoffpaket an, das sie per Fernzündung zur Detonation brachten. Die Beute machte rund 108.000 Euro aus. Zwei Monate später schlugen die drei Angeklagten erneut in Wien zu: Dieses Mal hatten sie es auf einen Geldausgabeautomaten im Foyer einer Bankfiliale in der Vorgartenstraße in Wien-Leopoldstadt abgesehen.
In Hintern geschossen
Die Polizei machte dem Trio aber einen Strich durch die Rechnung – Beamte waren nur 80 Sekunden nach dem Alarm vor Ort. Die Filiale war bereits vorab als Hochrisikofiliale eingestuft worden, so der Staatsanwalt. Es kam zur Konfrontation mit der Exekutive, wobei der 24-Jährige am Hintern angeschossen worden war, sein Komplize am Knie. Details dazu, wer ihr Auftraggeber war, wollten alle drei Männer aber nicht verraten.
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