12-Jährige in Wien missbraucht: Ex-Freund verurteilt

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Anna und den Angeklagten trennten damals mehr als 36 Monate. Nach der Trennung wollte er außerdem einen Ring zurück - ansonsten würde er Sexvideos veröffentlichen.

Die Geschichte der damals 12-jährigen Anna (Name geändert, Anm.) sorgt für viele Emotionen. Die junge Wienerin soll von mehreren Burschen missbraucht worden sein. 

Am Montag vor Gericht: Ihr Ex-Freund. Der mittlerweile 18-Jährige wird wegen schweren sexuellen Missbrauchs Unmündiger, Nötigung und Besitz von Kindesmissbrauchsmaterial schuldig gesprochen. Der junge Mann erhält 15 Monate bedingte Haftstrafe und muss zudem 800 Euro an Anna zahlen. 

Die Beziehung der beiden dauerte von Sommer 2023 bis Jänner 2024. Anna war zum damaligen Zeitpunkt 13 Jahre alt, der Angeklagte 16 - die beiden trennten mehr als 36 Monate voneinander.  "Wir waren verliebt", sagt er. "Ich dachte, es ist erlaubt." Er habe damals auch seine Sozialbetreuerin gefragt. "Zur Absicherung sind wir sogar zur Rechtsberatung gegangen." Das bestätigen die Sozialbetreuer, die als Zeugen geladen sind.

Keine Fotos

Der junge Angeklagte ist in Begleitung seiner Mutter gekommen. Filmen und fotografieren ist an diesem Tag im gesamten Gerichtsgebäude verboten, die Namen der Richter dürfen nicht genannt werden - in der Vergangenheit gab es massive Anfeindungen. 

Auch Annas Mutter ist hier. Sie ist eine der wenigen, die im Saal bleiben darf, als ihre Tochter zu den Vorfällen befragt wird – die Öffentlichkeit wird währenddessen  ausgeschlossen. "Es geht darum, dass ein Zeichen gesetzt wird. Meine Tochter hat mit der Anzeige das Richtige getan", sagt sie noch vor der Verhandlung. Bereits zwei Beschuldigte wurden rechtskräftig freigesprochen.

Der angeklagte Ex-Freund zeigt sich teilweise geständig, konkret zur Nötigung. Nach der Trennung der beiden forderte er einen Ring zurück, den er dem Mädchen geschenkt hatte. "Ich habe Videos", drohte er. Tatsächlich fanden sich auf seinem Handy entsprechende Videos von sexuellen Handlungen. "Das war einvernehmlich", betont er. 

Den sexuellen Missbrauch bestreitet der junge Mann aber. Anna habe ihm zuerst ein anderes Alter gesagt. "Sie hatte Angst, dass ich sie deshalb verlasse."

Als jemand anders ausgegeben

Als er bei den Eltern des Mädchens vorstellig wurde, gab er sich selbst jünger aus. "Sie wollte das." Außerdem erklärt er, er sei halb Rumäne, halb Filipino. Tatsächlich stammt der Angeklagte aus Afghanistan. "Man spricht so viel über Afghanen, wir wollten nicht, dass dieses Vorurteil kommt", erzählt er.

Opferanwalt Sascha Flatz fordert im Anschluss 2.000 Euro Schmerzengeld. "Er hat sich als Retter aufgespielt und die Situation ausgenutzt. Er hat ihr verboten, sich zu schminken und freizügige Kleider zu tragen. Und er hat bewusst versucht, die Mutter-Kind-Beziehung zu zerstören." 

Flatz fordert eine "gerechte Strafe, um dem Opfer zu zeigen, dass der Rechtsstaat tätig wird." Die Staatsanwältin ist zurückhaltender. "Das war einvernehmlich, die beiden waren in einer Beziehung. Man muss die Kirche im Dorf lassen."