Protest gegen "Monsterbauten" zeigt Wirkung

Protest gegen "Monsterbauten" zeigt Wirkung
Bürgerinitiative - Rot-Grün will Dickicht der Bauordnung durchforsten und setzt Bauträger so unter Druck.

Wolfgang Aigner führt durch sein Grätzl an der Alten Donau wie ein verlorener Sohn durch eine ihm fremd gewordene Stadt. Er zieht vorbei an protzigen Villen, wo sich noch vor wenigen Jahren Schrebergartenhäuschen an billige Sommerresidenzen reihten. "Heute ist das Donauufer oft nicht wiederzuerkennen", sagt er.

Mehrere Bürgerinitiativen machen seit Wochen gegen das Stift Klosterneuburg und gegen die rot-grüne Stadtregierung mobil. An der "Riviera für Arme" entstehen immer mehr teure "Monsterbauten". Das Stift verpachtet hier zahlreiche Grundstücke. Lange war der Pachtzins niedrig, doch diese Zeiten sind zumindest für Neupächter vorbei. Bauträger Glorit wirbt mit Wörthersee-Feeling am Donauufer. Für Luxus-Lofts sind bis zu 1,5 Millionen Euro zu bezahlen.

Dass Planungsstadträtin Maria Vassilakou zuletzt Teile der Gegend umwidmete, die Bauhöhe marginal reduzierte und die Baufläche beschränkte, ist Aigner zu wenig. "Zu spät und wirkungslos", ätzt er. "Das verhindert keine Luxusvilla. Und eine Bauordnung nutzt nichts, wenn sich niemand dran hält." Unter den Augen der Baupolizei würden etwa erlaubte Gebäudehöhen durch geschickte Bauweisen um fünf Meter überschritten. Und während vermögende Neupächter mit Glacéhandschuhen behandelt würden, sollen Alteingesessene im Behördendschungel klein gehalten werden.

Politik reagiert

Vorwürfe, die nicht völlig an den Haaren herbeigezogen zu sein scheinen. Immerhin kündigt Vassilakou weitere Schritte an. "Diese Bauten sind alles andere als wünschenswert. "Doch das Problem ist: Sie sind legal. Wir stehen vor der Herausforderung, dass Widmungsverfahren sehr lange dauern, Baubewilligungen aber rasch über die Bühne gehen." Mit Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) gebe es nun ein Übereinkommen, dass das Dickicht der Wiener Bauordnung 2012 durchforstet wird, damit die Vorgaben der Widmung in der jeweiligen Baubewilligung besser berücksichtigt werden.

Bleibt die Frage, ob Beamte reicheren Pächtern Ausbauten erlauben, die bei Altpächtern undenkbar waren? "Es ist nicht so, dass ein Baupolizist alle Fälle behandelt", kontert ein Sprecher Ludwigs den Verdacht der Freunderlwirtschaft. Verbesserungen seien aber möglich. Auch über ein Rotationsprinzip bei Beamten würde diskutiert. Aigners Leuten ist das zu wenig. Sie bündeln nun ihre Kräfte. Aus vier Bürgerinitiativen wird eine. "Wir bleiben an der Sache dran", verspricht er.

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