Promi-Juwelier auf goldenen Abwegen

Bessere Zeiten: 2011 designte Klimitsch für den Life Ball das Red Ribbon Collier (im Bild mit Gery Keszler).
Schmuckdesigner Klimitsch spielte mit Beute aus Steuerschwindel den Big Spender.

Am Mittwoch stand im Wiener Landesgericht das Dramolett „Aufstieg und Fall des Nobel-Juweliers Klimitsch“ auf dem Programm. Und wie sich das für eine ordentliche Aufführung gehört, wurden klingende Zitate rezitiert.

„Ich lebte wie Gott in Frankreich, jetzt habe ich nichts mehr“, sprach der Staatsanwalt jenen Satz nach, den Schmuckdesigner Ernst Klimitsch im Oktober 2012 nach sieben Wochen Flucht durch Italien, Frankreich und die Schweiz bei seiner Heimkehr zum Besten gegeben hatte. „Dass er nichts mehr hatte, ist ja nicht das Problem“, ergänzte der Ankläger mit eigenen Worten: „Aber die Republik Österreich hatte auch nichts mehr.“

„Etwas Seriöses“

Um genau zu sein, fehlten ihr 80 Millionen Euro, die der Ex-Geschäftsführer des Promi-Juweliers Kornmesser am Wiener Graben laut Anklage an der Steuer vorbeigeschleust hatte. Und das alles nur, weil – Obacht! Es kommt wieder ein Zitat aus dem Mund des Hauptdarstellers: „Ich wollte ja irgendwann einmal was Seriöses machen.“ Deshalb will sich der wegen Abgabenbetruges Angeklagte beim Goldhandel die als Vorsteuer an ihn ausbezahlte Umsatzsteuer zunächst nur „ausgeborgt“ haben, allerdings führte er sie dann gar nicht mehr ab.

Nach zwei „ruppigen“ Scheidungen, einem Konkurs und einem USA-Aufenthalt stieg der heute 56-jährige Goldschmied 2004 in den Goldhandel ein. Er gründete die Gesellschaften „Heavy Metal Company“ und „Cash for Gold“ mit Strohmännern als Geschäftsführer. Klimitsch blieb im Hintergrund, kaufte Feingold, schmolz es zusammen mit altem Silberbesteck, 10-Schilling-Münzen und anderem Tand in zwei extra aufgestellten Schmelzöfen zu Bruchgold und verkaufte es an die Scheideanstalt Ögussa. Bruchgold gilt als Schrott und ist nicht umsatzsteuerpflichtig, Feingold schon. Die Ögussa trennte das Edelmetall wieder in Feingold, Silber und Kupfer. Für den Feingold-Anteil überwies sie an Klimitsch die Umsatzsteuer, die er später ans Finanzamt hätte abführen müssen. Klimitsch aber bezahlte „alle, die mich hochleben haben lassen, mit den Abgaben, die jetzt nicht in Griechenland sind“.

Freimütig erzählte er Richterin Claudia Moravec-Loidolt von seinem Leben als Big Spender: „Früher bin ich um 1000 Euro zum Fabios essen gegangen und hab mit einem Hunderter als Trinkgeld gewachelt. Die haben sich gefreut, wenn sie mich gesehen haben. Und wenn ich dem Gery Keszler 240.000 Euro für den Life Ball überwiesen habe, hab’ ich mich gut gefühlt.“

Mafia-Drohungen

Beim Gold-Ankauf ließ sich Klimitsch mit Lieferanten aus osteuropäischen Mafiastrukturen ein und konnte mit den windigen Geschäften nicht mehr aufhören, weil man seine Familie bedroht habe: „Die wussten, wo meine kleine Tochter in die Schule geht.“ Bis heute will der Angeklagte die Hintermänner nicht verraten. Den Steuerschwindel gibt er zu, Steuerbetrug mit fingierten Aufträgen bestreitet der „ordentliche Geschäftsmann“ (so beschreibt ihn Verteidigerin Katrin Ehrbar) und schiebt die Verantwortung für Scheinrechnungen auf einen verstorbenen Mitarbeiter ab. Weil er die ergaunerten Millionen in eine Porzellan-Sammlung steckte, muss sich Klimitsch auch wegen Geldwäsche verantworten. Der Prozess wird fortgesetzt.

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