Problemfamilien: 3.500 Wiener Kinder sind in Voller Erziehung

MA 11, Wiener Kinder- und Jugendhilfe.
Können Kinder aufgrund akuter Gefährdung nicht in Familien bleiben, kommen sie in Wohngemeinschaften oder bei Pflegefamilien unter.

Ist ein Kind durch eine Krisensituation in seiner Familie akut gefährdet, ohne dass Verwandte einspringen könnten, kann eine Unterbringung in sozialpädagogischen Einrichtungen oder bei Pflegeeltern veranlasst werden. 2018 haben sich in Wien rund 3.500 Kinder in Voller Erziehung befunden. 1.800 dieser Kinder waren in Wohngemeinschaften untergebracht, etwa 700 in Pflegefamilien.

In Krisenunterbringungen zur Abklärung einer befürchteten Kindeswohlgefährdung waren im vergangenen Jahr ungefähr 1.060 Kinder, teilte Andrea Friemel von der MA 11, der Wiener Kinder- und Jugendhilfe, weiters mit. Detaillierte Zahlen wird der Jahresbericht 2018 der MAG ELF enthalten, der erst veröffentlicht wird.

Zahlen steigen sukzessive an

Im Jahr 2017 hatten sich sogar 3.955 Kinder- und Jugendliche in Voller Erziehung befunden, das heißt sie waren in Wohngemeinschaften (1.886), bei Pflegeeltern (1.593) oder bei Verwandten (476) aufgenommen worden, weil andere Maßnahmen zur Verbesserung der Familiensituation nicht ausreichend gewesen waren, um eine Gefährdung zu beseitigen. Die Zahlen waren sukzessive angestiegen, von 3.433 Betroffenen im Jahr 2013 über 3.565 (2014) und 3.768 (2015) bis zu 3.840 (2016).

11.216 Mal hat 2017 eine Gefährdungsabklärung stattgefunden. In mehr als 6.100 Fällen ging es um den Verdacht einer Vernachlässigung, über 3.100 Mal bestand der Verdacht auf psychische und fast 1.700 Mal auf körperliche Gewalt. In 178 Fällen wurde hinsichtlich vermuteter sexueller Gewalt geprüft.

Problemfamilien: 3.500 Wiener Kinder sind in Voller Erziehung

Über 14.500 Meldungen

Wenn Sozialarbeiter von einer vermuteten Gefährdung eines Kindes erfahren, müssen sie aktiv werden. Das war im Berichtsjahr 2017 mehr als 14.600 Mal der Fall. 28 Prozent der Gefährdungsmeldungen stammten von der Polizei, 21 Prozent aus Schulen und Betreuungseinrichtungen, fünf Prozent von einem Spital oder Arzt und ebenso viele waren Selbstmeldungen. Acht Prozent wurden anonym getätigt, neun Prozent gingen auf Eigenwahrnehmungen von MAG-ELF-Mitarbeitern zurück, und fast ein Viertel kam aus nicht näher beschriebenen anderen Quellen.

Insgesamt lebten 2017 in Wien 333.742 Minderjährige. 630 Mädchen und Burschen (0,19 Prozent) wurden neu in die Volle Erziehung aufgenommen. 59 Prozent dieser Maßnahmen erfolgten mit Zustimmung der Obsorgeberechtigten, in 41 Prozent wurde ein Antrag bei Gericht auf Betrauung mit der Obsorge gestellt.

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