Nach dem Pro-Palästina-Camp: Campus wird abends geschlossen
Nach der Räumung ist die Hälfte des Uni-Geländes am Alten AKH zwischen 22 und 6 Uhr komplett gesperrt. Auch mehr Sicherheitspersonal ist im Einsatz
13.05.24, 17:46
Von Christian Mayr
Die Universität Wien greift nun zu drastischen Maßnahmen: Als Reaktion auf das in der Vorwoche von der Polizei geräumte Pro-Palästina-Camp werden ab sofort große Teile des Alten AKH nachts abgeriegelt.
Unter dem Motto „Campussicherheit für alle“ kündigt die Universitätsleitung auf Info-Tafeln die Sperre der Höfe 2, 3, 4, 5, 8 und 9 – das entspricht der Hälfte des Freizeit- und Uni-Areals – zwischen 22 Uhr und 6 Uhr Früh an. Als Gründe sind „Störaktionen und Beschädigungen“ angeführt, die „zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen“ erforderlich machten. Zuletzt wurde schon rund um das Judaistik-Institut auf dem Campus eine Videoüberwachung installiert – eine Reaktion auf antisemitische Schmierereien (der KURIER berichtete). Der große Hof 1, also dort, wo das Camp war und sich Lokale befinden, bleibt zwar durchgängig offen – allerdings wird dort das Sicherheitspersonal aufgerüstet.
In einer Stellungnahme des Rektorats heißt es, dass „derzeit noch Maßnahmen zur Nachsicherung auf dem Campus durchgeführt“ werden – darunter fallen die „nächtliche Schließung der Höfe, aber auch verstärkter Einsatz von Sicherheitspersonal“. Offen ist, wie lange diese Regelung andauert und ob sie etwa bis Semesterende in Kraft bleibt. „Die Situation wird regelmäßig evaluiert, die Maßnahmen werden nur so lange wie nötig aufrechterhalten – im besten Fall nur noch wenige Tage“, heißt es.
Schäden auf Grünfläche
Indes zeigt sich, dass von den 50 bis 100 Camp-Teilnehmern erheblicher Schaden angerichtet wurde: Die rund 300 Quadratmeter große Grünfläche, wo Zelte und Bänke aufgestellt wurden, ist völlig devastiert und verschlammt. Dabei wurde just dort erst im Frühjahr neuer Rollrasen verlegt, der sattgrün kurz vor der ersten Mahd stand.
Ein Mitarbeiter einer Gartenbaufirma begutachtete am Montagfrüh den Schaden und sprach von „mindestens 5000 Euro“ an Kosten, zumal die Heringe der Zelte möglicherweise auch die unterirdisch verlegte Bewässerungsanlage beschädigt haben. Und wer kommt dafür nun auf? „Die Schadenerhebung ist noch nicht abgeschlossen“, heißt es vom Rektorat. „Die Uni Wien wird auch prüfen, ob und inwieweit sie sich schadlos halten kann.“
Immerhin konnte die Polizei im Zuge der Amtshandlung 18 Personen anzeigen – ob es auch einen „Versammlungsleiter“ gibt, der juristisch die Verantwortung für die Demonstration trägt, ist unklar.
Veranstaltung abgesagt
Wie brisant die Lage aktuell ist, zeigt die Absage einer für Dienstagabend geplanten Veranstaltung auf dem Uni-Campus. Ausgerechnet jetzt hatte das „Institut für Internationale Entwicklung“ im Hörsaal C2 zu einer „Public Lecture and Discussion“ geladen, wofür in Palästinenser-Gruppen breit Stimmung gemacht wurde.
Online mit dabei gewesen wäre der alles andere als unumstrittene Professor der Columbia University, Rashid Khalidi, der zuletzt die später geräumten Pro-Palästina-Camps an US-Unis als „nicht antisemitisch“ bezeichnete; wie 1968 würden die Studenten letztlich „auf der richtigen Seite der Geschichte stehen“. Dass jüdische Studenten und Professoren auch tätlich attackiert wurden, ließ er unerwähnt.
Nun zog die Uni-Leitung die Notbremse und hat die öffentliche Veranstaltung ebenfalls „aus Gründen der Nachsicherung“ abgesagt. Das Ganze finde nur als „Lehrveranstaltung für Studierende“ statt.
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