Ihr Job, eröffnet Nicole, "gibt mir Struktur in meinem Leben". Die Mittdreißigerin arbeitet seit Jänner in einem Logistikzentrum der Österreichischen Post AG in Wien-Strebersdorf. Derzeit verpackt und etikettiert sie gemeinsam mit ihren Kollegen und Kolleginnen tonnenweise Nahrungsergänzungsmittel.
Nicole ist eine Klientin aus der 15-köpfigen Reintegra-Gruppe, die hier aus freien Stücken arbeitet und die Postler so gut wie nur möglich unterstützen möchte. Alle 15 leben mit einer psychischen Erkrankung. Jeden Tag, den sie hier arbeiten, dürfen sie und ihre Unterstützer als realen Erfolg verbuchen.
Zum Beispiel der Rehabilitationstrainer Andreas Leisser. Nicole schaut zu ihm auf, dann sagt sie dankbar: "Er hat immer ein offenes Ohr für uns."
Leisser arbeitet für die gemeinnützige GmbH Reintegra. Die wurde bereits in den 1980er-Jahren als "geschützte Werkstatt" gegründet. Inzwischen wurde der Name geändert und das Portfolio vergrößert: Klienten und Klientinnen arbeiten nicht nur in der Zentralwerkstatt in der nahen Autokaderstraße, sondern auch bei namhaften Wiener Unternehmen wie zum Beispiel beim Waffelhersteller Manner.
Rehab-Trainer Leisser freut sich mit seiner Kollegin: "Wenn Dir ein Lächeln geschenkt wird, dann weißt du ganz genau, warum du diesen Job machst."
Sensibel wurden die 15 "Reintegras" an ihre neue Aufgabe herangeführt. Anfangs wurden sie in diesem beinharten e-Commerce-Termingeschäft als das Tüpfelchen auf dem i angesehen, inzwischen sind die Mengen, die sie hier wöchentlich umschlagen, nicht zu vernachlässigen.
Besonders schön war für ihn „jener Tag im April, als wir unsere im Jänner aufgenommenen neuen Mitarbeiter in ihre heutige Abteilung integrieren konnten und sie Seite an Seite mit den anderen Beschäftigten im Tagesgeschäft zu arbeiten begannen“. Erzählt Post-Standortleiter Alexander Kittel.
Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bedankte sich bei seinem Betriebsbesuch in Strebersdorf am Donnerstag bei den Mitarbeitern von Reintegra, aber auch bei der Post: "Wir haben hier einen Partner aus der Wirtschaft gefunden, der die Idee der Integration verstanden hat."
Diese Idee lautet in Wien: "Wir lassen niemanden in dieser Stadt zurück."
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