Polizist in Zivil mit Eisernem Kreuz und Waffe: Disziplinäre Folgen
Der Auftritt des freiheitlichen Gewerkschafters Paul S. bei der Räumung der "Pizzeria Anarchia" am Montag war zumindest gespenstisch. Mit einem im Funkstreifendesign ausstaffierten Fahrzeug wurden von ihm einige der Hunderten Beamten vor Ort mit Mannerschnitten, Getränken und Semmeln versorgt. Anwesende Journalisten hielten den Mann vom Aussehen her zunächst für einen Motorradrocker: Sonnenbrille, kurze Hose, Sandalen, lässig die Pistole am Gürtel hängend und mit einem Spitzbart ausgestattet. Im Ohr hatte er das Eiserne Kreuz, das Zeichen der deutschen Armee, und einen Ring in Form von Thors Hammer.
"Shirt hinaufgerutscht"
Paul S. war im Dienst, wie FP-Nationalratsabgeordneter und AUF-Vorsitzender Werner Herbert bestätigt. "Dabei darf er eine Dienstwaffe tragen. Diese hat er grundsätzlich verdeckt gehalten, das Shirt ist nur für kurze Zeit hinaufgerutscht. Die ganze Sache wird vollkommen überzeichnet." Zudem sei S. "dienstfrei gestellter Personalvertreter, die dürfen natürlich auch in zivil unterwegs sein."
Allerdings sind auch hierbei Grenzen gesetzt, betont Polizeisprecher Roman Hahslinger. Deshalb werden weitere disziplinarrechtliche Schritte intern gerade geprüft. Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass das Verhalten des Beamten in zivil als Disziplinarvergehen bewertet werden dürfte.
Paul S. macht aus seiner Gesinnung auf seiner Facebook-Seite jedenfalls keinen Hehl. Er ist Fan von mehreren Identitärenbewegungen im deutschsprachigen Raum. Diese gelten als Europas neue Rechte und wurden vom deutschen Verfassungsschutz als "Erscheinungsform des Rechtsextremismus" bezeichnet. Auch sonst führen die "Likes" von Paul S. zu zahlreichen Seiten, die Waffen verherrlichen, etwa die National Rifle Association, oder zu diversen "Sniper"-Seiten. Laut Herbert hat Paul S. auch einen Waffenpass, das heißt, er dürfte die Pistole auch privat tragen.
Die Konkurrenz von der roten FSG-Gewerkschaft ist jedenfalls unbewaffnet: "Wir tragen sicher keine Waffen und machen diese Dienste vielfach in unserer Freizeit."
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