Wien braucht Song-Contest-Halle

Wo in Österreich der Eurovision Song Contest 2015 ausgetragen wird, wird im Sommer entschieden. Wien hat die besten Chancen, Tirol ist interessiert, Salzburg winkt ab.
Stadthalle ist klein und für internationale Groß-Events nur noch bedingt tauglich.

Dass eine neue Mehrzweckhalle kommt, ist jedenfalls fix. Sie soll 2010, von mir aus auch 2011, eröffnen."

Das versprach Wiens Bürgermeister Michael Häupl vor neun Jahren bei einer Pressekonferenz in Wien. 2007 wiederholte Häupl seine Ansage. 2008 feierte die Stadthalle ihren 50. Geburtstag, und der Bürgermeister wollte von seiner Ankündigung nichts mehr wissen. Wirtschaftlich nicht sinnvoll, sagte das Stadtoberhaupt.

Mit dem Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest holt Wien die Debatte neu ein. Seit Tagen schäumt die Opposition. "Wir fordern seit Jahren eine neue Mehrzweckhalle", sagtAnton Mahdalikvon der FPÖ. Ginge es nach den Blauen, hätte man in der Seestadt Aspern die idealen Voraussetzungen für eine Halle für bis zu 20.000 Zuseher.

Neuer Anlauf

Nun denkt man auch im Rathaus um. Bürgermeister Häupl ließ den KURIER wissen: "Im Kampf gegen die Krise haben wir uns entschlossen, vorrangig in die grundsätzliche Infrastruktur, wie Krankenhäuser, zu investieren. Die aktuelle Diskussion gibt aber Anlass, die Errichtung einer Mehrzweckhalle zu überdenken."

Wien braucht Song-Contest-Halle
Wobei Häupl hofft, dass das Votum eine Zustimmung für die Umgestaltungspläne bringt. Wenn nicht, werde er trotzdem "nicht vor dem Suizid stehen".
Ein Vergleich mit jenen Städten, die zuletzt den Song Contest ausgerichtet haben, macht sicher: Selbst Malmö (300.000 Einwohner), Kopenhagen, Düsseldorf und Oslo (je 600.000 Einwohner) haben größere Hallen als Wien. Sogar das weit kleinere Stockholm bewarb sich mit einer 35.000-Zuseher-Arena für den Song Contest in Schweden.

In Wien konzentriert sich alles auf die mehr als 50 Jahre alte Stadthalle. Robbie Williams musste dort zuletzt ein Doppelkonzert geben, weil das erste nach 30 Minuten ausverkauft war. Dennoch konnten nur insgesamt 32.000 Zuschauer zu den zwei Gigs in die Stadthalle. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es in der Krieau 65.000 Fans.

Wien braucht Song-Contest-Halle
Im Juli spielt der Kabarettist Michael Mittermaier vier Tage hintereinander sein Programm, jeder Tag ist ausverkauft. Auch für Pearl Jam Ende Juni gibt es keine Karten mehr, ebenso für Helene Fischer im Oktober. Allein bei Udo-Jürgens-Konzerten war die Stadthalle bisher schon 33-mal ausverkauft. Luft nach oben wäre also vorhanden.

Schon jetzt findet nicht einmal ein Prozent der Wiener Platz in der Stadthalle. Doch die Stadt wächst in den nächsten Jahren rasant. Bis 2030 sollen bereits mehr als zwei Millionen Menschen in Wien wohnen.

Auch die ÖVP drängt seit Jahren mit Anträgen auf den Bau einer großen Mehrzweckhalle. "Der Song Contest wäre nun der Anlass, diese endlich zu bauen", sagt VP-Gemeinderätin Ines Anger-Koch. Sie schlägt einen Standort bei der U2 vor.

Keine Sportstadt

Mit einer modernen Halle könnte Wien bei Sport-Events wieder eine Rolle spielen. Weltmeisterschaften im Eishockey, Volleyball oder Handball wären realistische Möglichkeiten. Derzeit hat die Bundeshauptstadt hier aber keine Chancen. Das letzte große Hallensport-Event war die Eishockey-WM 2004. Damals wurde in der Stadthalle ein so schlechtes Eis produziert, dass über eine Schwimm-WM gewitzelt wurde.

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