Pinkeln und Prügeln: Polizist ist Job los

Pinkeln und Prügeln: Polizist ist Job los
Ein Revierinspektor schlug zwei Wiener und nötigte eine Polizeischülerin zur Falschaussage. 14 Monate bedingt, nicht rechtskräftig.

Am Schluss sagte Richterin Andrea Wolfrum im Wiener Landesgericht: "Solche Polizisten brauchen wir nicht!" Mit 14 Monaten bedingter Haftstrafe (nicht rechtskräftig) verliert der Revierinspektor seinen Job.

Nach einer Lokaltour mit einer Polizeischülerin im Bermuda-Dreieck pinkelte H., seit 18 Jahren Polizist, gegen ein geparktes Auto. Der Besitzer kam mit seinem Beifahrer gerade dazu und rief: "Bist deppert, warum schiffst du unser Auto an?" Der 38-jährige H. gab zur Antwort: "Halt’s die Gosch’n und schleicht’s euch." Als der Fahrzeughalter die Polizei rufen wollte, riss ihm H. das Handy aus der Hand, zeigte seinen Dienstausweis und versetzte beiden Männern Fausthiebe: Jochbeinprellung, Daumenbruch etc. Dann rannte er davon.

Die 23-jährige Polizeischülerin E. war zu dem Zeitpunkt längst in ein Taxi gesprungen und hatte sich in Sicherheit gebracht. Nicht ganz: Denn am nächsten Tag rief H. an und verlangte von ihr, sie müsse als Zeugin für ihn aussagen. Gemeinsam mit einem (ahnungslosen) Kollegen verfasste er ein Gedächtnisprotokoll für E., das die Polizeischülerin bei ihrer Einvernahme vorlegte. Demnach habe sie beobachtet, wie die beiden Männer aggressiv auf den Revierinspektor losgegangen seien. Dieser habe sich nur gewehrt, und wäre es ihm nicht gelungen, davonzulaufen, hätten sie den Kollegen wohl schwer verletzt. Prompt wurde gegen den Fahrzeughalter (von Anwalt Josef Wegrostek vertreten) und dessen Freund ermittelt, aber bald kamen Zweifel an der Version auf.

Rache

Polizeischülerin E. knickte ein und erzählte, wie es wirklich war. Sie habe aus Angst, dass sich H. rächen und ihr bei der Ausbildung Steine in den Weg legen werde, falsch ausgesagt. Die 23-Jährige wurde wegen Falschaussage und Verleumdung angeklagt, H. wegen Anstiftung dazu sowie wegen schwerer Körperverletzung. Und während sie beim Prozess ein reumütiges Geständnis ablegte, dachte er nicht im Traum daran, zu seiner Schuld zu stehen. "Plötzlich und unerwartet" habe er Schläge bekommen und gerade noch weglaufen können. Wieso die angeb­lichen Angreifer dann den Notruf gewählt und angegeben haben, dass sie von einem Polizisten geschlagen werden? Das sei Flucht nach vorne, um zu zeigen: "Wir sind die Guten", argumentierte der Angeklagte.

Und wieso hat E. ihre ursprüngliche Aussage widerrufen? "Um ihre eigene Haut zu retten. Von der Behörde kommt Druck, es geht um das Ansehen des Standes." Für ihn wahrscheinlich nicht mehr. E. kam mit 2500 Euro Geldbuße davon.

Kommentare