Parkpickerl wurmt Wirtschaft
Die abendliche Parkplatzsuche gehört für die Bewohner von Bezirken wie Ottakring oder Hernals zum grauen Alltag. Im Kreis fahren und zum Schluss sein Auto illegal an einer Ecke abstellen zu müssen, ist hier normal. Die Grünen glauben, mit dem Parkpickerl die Situation in den Griff zu bekommen. Da in den Wohngebieten aber fast ausschließlich Anrainer parken und keine Pendler, verspricht der Aufkleber wenig Erfolg.
Mit Sammelgaragen für Anrainer würden, nach Meinung anderer Bezirkspolitiker, bessere Ergebnisse erzielt. Geld für den Garagenbau wäre vorhanden: Aktuell liegen zweckgebundene 136 Millionen Euro in den Garagentöpfen der Stadt.
Ottakring hat bisher mehrheitlich auf den Bau von Wohnsammelgaragen gesetzt. Trotz Protesten einiger Anrainer. Zwölf Garagenstandorte wurden im Bezirk geprüft, die Wattgasse und der Stöberplatz nahe der Vorortelinie wurden als "bestgeeignet" gereiht.
Vor einem Jahr noch hatte SP-Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker gemeint: "Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung kann nur kommen, wenn zuvor Maßnahmen gesetzt werden, um Dauerstellplätze von der Straße in Wohnsammelgaragen zu verlagern. Das gilt besonders für die Gründerzeitviertel wie in Ottakring, Hernals oder Währing."
Nach knapp einem Jahr Rot-Grün scheint aber alles anders: Noch diese Woche soll die Parkraum-Kommission ihre Empfehlung über die Ausweitung der Pickerlzonen verkünden. Wie der KURIER erfuhr, sollen Ottakring und Rudolfsheim-Fünfhaus eine flächendeckende Pickerlzone bekommen. Ausnahme: Kleingartengebiete. Hernals und Währing aber auch die Bezirke über der Donau sollen kleinere Pickerlgebiete verordnet bekommen. Die Empfehlung wird von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou in den nächsten Tagen verkündet. Die Entscheidung soll dann im Bezirk fallen. Die ÖVP-Bezirke wollen noch die betroffenen Bürger befragen.
Für Ottakring ist der Ausgang offen: Die SPÖ hatte zwar im November 2009 die Überprüfung des Standortes Stöberplatz für eine Wohnsammelgarage beschlossen, hat aber seither eine Befragung darüber verhindert. Die ÖVP-Ottakring will nun agieren: Eine Anrainerbefragung über die Wohnsammelgarage ist beantragt. Mit der Offensive "Garage statt Parkpickerl" will man nun über die Kosten der Parkpickerl-Entscheidung informieren und Bürger aktiv in die Diskussion einbeziehen.
Drei Millionen Euro
Der Wirtschaftsbund trommelt in einer Flugblatt-Aktion: "Sichere Parkplätze statt Parkpickerl-Abzocke!" Bezirksobmann Andreas Würfl erklärt: "Die Wirtschaft leidet unter der Parkplatznot besonders. Wir wollen aber auch die Anrainer von den Vorteilen eines Garagenbaues überzeugen." Nach Schätzungen des Wirtschaftsbundes würde die Pickerlzonen-Erweiterung allein den Ottakringern drei Millionen Euro pro Jahr kosten.
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