PR-Video mit Schlafendem: Empörung über Wiens ÖVP-Chef Mahrer

Straßenszene in der Mariahilfer Straße: Karl Mahrer telefoniert und wird dabei gefilmt
Während eines Videodrehs auf der Mariahilfer Straße wurde Mahrer von zwei Bezirksvorstehern zur Rede gestellt.

Nach den umstrittenen Videos der Wiener ÖVP, die Grätzel wie den Brunnenmarkt als Problemgebiete darstellen sollen, hat Landesparteichef Karl Mahrer die Mariahilfer Straße als nächsten Brennpunkt identifiziert.

Der grüne Bezirksrat Silvio Heinze twitterte am Donnerstag ein Bild, das Mahrer telefonierend vor einem auf einer Bank schlafenden Mann zeigt, während er von einem Kameramann gefilmt wird.

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Mahrer habe, anstatt den Mann anzusprechen, die Rettung zu rufen oder ihn auch einfach schlafen zu lassen, kameratauglich die Polizei alarmiert, sagt Heinze. Es sei aus verschiedenen Winkeln gefilmt worden, auch ein Fotograf war mit dabei.

Zwei Bezirkschefs über den Weg gelaufen

Der Bezirksrat war mit den Bezirksvorstehern Markus Reiter (Grüne, Neubau) und Markus Rumelhart (SPÖ, Mariahilf) unterwegs - pikanterweise, um unter anderem darüber zu sprechen, welche Lösungen man für von sozialen Härten betroffene Menschen finden könne.

Auf die Szene angesprochen habe Mahrer gesagt, dass der Mann alkoholisiert sei, störe und nicht liegen bleiben könne, berichtet Bezirkschef Reiter – der gegenüber dem KURIER auch betont, dass der Mann keineswegs alkoholisiert gewesen sei und jedes Recht habe, den öffentlichen Raum zu nutzen. Das Vorgehen Mahrers sei hingegen „irritierend“ und „nicht redlich“.

"Menschen helfen, nicht mit Kamera ausschlachten"

Rumelhart und er, Reiter, hätten Mahrer auch gesagt, es helfe nicht, soziale Härtefälle zu skandalisieren. „Wenn sich ein Problem stellt, muss man den Menschen helfen und das nicht mit der Kamera ausschlachten", so der Neubauer Bezirkschef.

Mahrer schrieb auf Twitter, dass er, nachdem er festgestellt habe, dass der Mann atme, „die Profis kontaktiert“ habe. Gemeint ist die Polizei.

Reiters sinngemäße Aussage, „die Leute können mit Alkoholflaschen herumliegen, wo sie wollen“, teile er nicht. Das sei der Unterschied „zwischen jenen die wegschauen und jenen die hinschauen".

Reiter kontert: Weder habe er das gesagt, noch eine Flasche gesehen. Angesichts dessen, dass Mahrer nun versuche, die Geschichte falsch zu erzählen, würden ihm, Reiter, die Worte fehlen.

Der Schlafende selbst habe übrigens, nachdem er aufgewacht war, zuerst „im tiefsten Wienerisch“ mitdiskutiert (in Heinzes Wahrnehmung: geschimpft) – und sei dann gegangen.

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