Als Teenager zum IS gereist: Prozess gegen Wienerin Evelyn

Als Teenager zum IS gereist: Prozess gegen Wienerin Evelyn
2015 wollte die 26-jährige Wienerin erstmals nach Syrien reisen. Erst Anfang März wurde sie mit ihrem Sohn nach Österreich zurückgebracht.

Zusammenfassung

  • Evelyn T., eine 26-jährige Wienerin, wurde nach ihrer Rückkehr aus Syrien in Untersuchungshaft genommen und steht kommende Woche vor Gericht.
  • Evelyn folgte 2015 ihrem Ehemann zum IS nach Syrien, wurde festgenommen und verbrachte Jahre in einem kurdischen Gefangenenlager.
  • Ihr Mann sitzt im Irak in Haft,  Evelyns Sohn wird aktuell von der MA11 betreut wird.

Vor rund zehn Jahren reiste Evelyn T. nach Syrien. Erst Anfang März wurde die mittlerweile 26-jährige Wienerin mit ihrem Sohn zurückgeholt, kam sofort in Untersuchungshaft. Und nun geht es Schlag auf Schlag: Schon kommende Woche findet der Prozess gegen die junge Frau im Landesgericht für Strafsachen in Wien statt.

Heimlich geheiratet

Kehrt man ganz an den Anfang zurück, ist die Geschichte von Evelyn die eines verliebten Teenager-Mädchens. 2015 lernte sie einen Burschen mit afghanischen Wurzeln kennen. Dieser reiste zum IS. Evelyn wollte ihm folgen, nahm den Reisepass ihrer älteren Schwester. Zwei Monate später fanden sie die Eltern in Istanbul. Erst da erfuhr die Familie, dass die Tochter den Burschen geheiratet hatte. Was sie zu dem Zeitpunkt nicht wussten: Der Bursche gehört einer Großfamilie an, die in Österreich als brandgefährlich und hochgradig radikalisiert gilt.

Evelyn kehrte zurück. Und nahm wenig später erneut reißaus. Diesmal gelang ihr die Ausreise nach Syrien. Mit ihrem Mann lebte sie in der IS-Hochburg Raqqa. Dann wurde der Kämpfer schwer verletzt, eine gemeinsame Flucht mit dem frisch geborenen Baby misslang. Die Kurden nahmen sie fest.

Der Mann sitzt seither im Irak in Haft, über ihn soll die Todesstrafe verhängt worden sein.

Jahrelang im Lager

Evelyn und ihr Sohn landeten in einem kurdischen Gefangenenlager

Lange schien eine Rückkehr nach Österreich unmöglich - bis Anfang März Evelyn und die Salzburgerin Maria G. überraschend mit Hilfe des Außenministeriums nach Österreich zurückgeholt wurden. Während Maria auf freien Fuß gesetzt wurde, kam Evelyn in Untersuchungshaft. Ihr Sohn wird aktuell noch immer von der MA11 betreut.

"Sobald sie wieder in Freiheit ist, will sie sich wieder um ihr Kind kümmern", sagt Evelyns Anwältin Anna Mair. Die Situation belaste ihre Mandantin, doch es gehe ihr den Umständen entsprechend gut. Die 26-Jährige sei geständig. "Es wird ein kurzes Verfahren, es gibt keine Zeugen", sagt Mair.

Die Verhandlung findet bereits Mittwoch nächste Woche statt. 

Bei Maria G. ist eine Verhandlung übrigens noch nicht in Sicht. Die Ermittlungen laufen noch.

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